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Andrea Martel geht in der NZZ der Frage nach, was Wohnungsnot eigentlich bedeutet und ob eine solche aktuell festgestellt werden kann. Ausschlaggebend ist in den meisten Analysen die Leerwohnungsziffer.

Allerdings ist die Leerwohnungsziffer laut Scognamiglio [Donato Scognamiglio, CEO des Immobilienberatungsunternehmens Iazi] ein schlechter Indikator: «Diese Zahl zeigt nicht, wie knapp das Angebot an begehrten Wohnungen ist. Das sind vielmehr die Wohnungen, die keiner will.»

Scognamiglio ist nicht der Einzige, der die Leerstandsziffer als Knappheitsindikator kritisiert. Auch für den Juristen und Immobilienexperten Urs Hausmann gäbe es bessere Alternativen. Dass auf die Leerwohnungsziffer abgestellt werde, habe historische Gründe, schrieb Hausmann vor einigen Jahren in einem Gutachten. Als die Behörden vor fünfzig Jahren begonnen hätten, sich mit der Knappheit am Wohnungsmarkt zu befassen, habe man diese jährlichen Zählungen eingeführt.

Mittlerweile gäbe es dank der Digitalisierung mehr und auch bessere Kennzahlen. So lässt sich etwa messen, wie lange Wohnungsinserate auf Internetplattformen aufgeschaltet sind. Je rascher die Inserate wieder weg sind, desto angespannter ist der Markt.

Regelmässig erhoben wird auch die Zahl der ausgeschriebenen Wohnungen im Verhältnis zum Gesamtbestand. Diese sogenannte Angebotsquote misst laut Hausmann das, was die Leerwohnungsziffer zu messen vorgibt, nämlich das manifeste Angebot an Mietwohnungen.

Die Angebotsquote ist deutlich höher als die Leerstandsziffer, aber der Trend geht ebenfalls nach unten. Gemäss dem Beratungsunternehmen Wüest Partner lag die Quote im Januar bei 4,7 Prozent, nachdem sie vor einem Jahr noch 5,8 Prozent betragen hatte. Eine derartige Illiquidität des Marktes habe es letztmals 2013 gegeben, schreibt Wüest Partner.

  NZZ