imageWenig überraschend hält Die Wochenzeitung (woz) eisern am Sozialpartnerkompromiss fest, alles andere ist für das Blatt von übel. Allerdings wird mit den Tatsachen und grösseren Zusammenhängen recht locker umgegangen. Im Beitrag über die Rentenform unter dem Titel “Bürgerliche in der Klemme” schreibt Andreas Fagetti:

Es sind harte Opfer, die die bürgerlichen Parteien den Versicherten abverlangen wollen. Der Umwandlungssatz wird von 6,8 auf 6 Prozent gesenkt, was die Rentensenkungen weiter akzentuiert. Zwar sollen etwa die Hälfte der Versicherten einer Übergangsgeneration Kompensationen erhalten, damit ihre Renten stabilisiert werden. Alle anderen müssten mit noch tieferen Renten zurande kommen.

Der Gewerkschaftsbund hat errechnet, dass die mittlere PK-Rente heute 230 Franken tiefer liegt als noch vor wenigen Jahren. Die BVG-Reform würde die Renten nochmals um bis zu 200 Franken monatlich senken. Nicht eingerechnet sind dabei die inflationsbedingte Verteuerung des Lebens, steigende Mieten und Krankenkassenprämien. (…)

Das Scheitern der Reform, ob jetzt im Parlament oder im kommenden Jahr in der Abstimmung, wäre eine gute Sache. Damit liesse sich eine echte Reform des Vorsorgesystems einleiten, die auskömmliche Renten für alle ermöglichte, so wie es die Bundesverfassung vorsieht. Die SP-Nationalrätin Jacqueline Badran hat im vergangenen Herbst in einem WOZ-Interview einen möglichen Weg skizziert.

Der Grundsatz würde darin liegen, die Lohnprozente, die heute für die AHV und das BVG erhoben werden, als Gesamtes zu betrachten. Weil die Lohnprozente in der AHV auf den gesamten Lohn erhoben werden, bringen sie dort für den Grossteil der Bevölkerung weit mehr in Bezug auf die Renten. Es sollten gemäss Badran also möglichst viele Lohnprozente vom BVG in die AHV verschoben werden.

Schon mit einem Lohnprozent mehr könnte man eine 13. AHV-Rente finanzieren, sodass die AHV-Renten tatsächlich existenzsichernd sind. Das komplizierte System der beruflichen Vorsorge soll laut Badran zurückgebaut werden. Für die Generationen, die noch im alten System wären, müsste die Finanzierung gesichert werden. Aber alle neu ins Arbeitsleben eintretenden Personen würden in der zweiten Säule zu einem tiefen obligatorischen Satz versichert. Ohne Koordinationsabzug, dafür mit einem Deckel für den versicherten Lohn. Badrans Fazit: Wir zahlen weniger und bekommen mehr Rente. Die Zeit sei reif für diesen Befreiungsschlag.

Aktuell ist das riesige Pensionskassenvermögen faktisch Teil des Finanz- und Immobilienmarkts. Badrans Vorschlag wäre auch eine Befreiung der Sozialversicherung aus dem Klammergriff der Finanzindustrie.

  woz