Dominik Feusi wirft im Nebelspalter dem Ausgleichsfonds vor, schlechter als vergleichbare PK-Fonds gearbeitet und damit 2,4 Mrd. weniger verdient zu haben. Feusi schreibt:

Auf dem Anlageportfolio musste die AHV 2022 einen Verlust von 4,4 Milliarden Franken (minus 12,38 Prozent) hinnehmen. Die IV verlor 416 Millionen (minus 11,2 %), die Erwerbsersatzordnung 185 Millionen Franken (minus 12,21 %). Dies teilte der Fonds Mitte Februar mit. Das Ergebnis hat mit dem schwierigen Börsenjahr zu tun. Von der Pandemie und den damit verbundenen Lieferkettenproblemen ging die Wirtschaft direkt in den russischen Krieg über.

Nicht nur Aktien tauchten, sondern auch Obligationen verloren an Wert. Doch nicht alle grossen Fonds verloren derart viel Geld wie der Ausgleichsfonds: Die von der Credit Suisse verwalteten Portfolios erzielten einen Verlust von 9,62 %. Sie schnitten somit wesentlich besser ab als jene des Ausgleichsfonds mit einem Minus von 12,85 %. (…)

Woran liegt das? Der grosse Unterschied bei der Aufteilung des Vermögens des Ausgleichsfonds auf Anlageklassen im Vergleich zur Credit Suisse und zur UBS besteht darin, dass der Ausgleichsfonds viel mehr Anleihen in Fremdwährungen hält. Damit hat er im vergangenen Jahr relativ viel Geld verloren. Die Anlagestrategie der Verwalter des Staatsfonds überrascht, weil die Erfahrung erwarten lässt, dass bei einer Zinswende die Zinsen im Ausland jeweils stärker ansteigen als in der Schweiz. Höhere Kursverluste auf Fremdwährungsanleihen sind deshalb vorprogrammiert. Mit ihrem grossen Engagement in Fremdwährungsanleihen ist die Compenswiss ein grosses Risiko eingegangen.

n früheren Jahren hat die Compenswiss nicht nur Währungs-, sondern auch Zins- und Aktienkursrisiken abgesichert, wie die Aufstellung über die Beiträge an das Anlageergebnis zeigen. Ausgerechnet im vergangenen Jahr, in dem die Versicherung nötig gewesen wäre, war dies offensichtlich nicht mehr der Fall. Die im Geschäftsbericht veröffentlichten Ertragserwartungen für 2022 von 1,6 % waren denn völlig übertrieben. Gleichzeitig haben die Verantwortlichen die Risiken völlig falsch eingeschätzt: Sie erwarteten überhöhte Renditen und verzichteten gleichzeitig auf die Versicherung der Zinsrisiken, welche diese Erwartungen gefährdeten.

Der Ausgleichsfonds schreibt auf Anfrage dazu, der Verwaltungsrat habe aufgrund einer Studie eines Pensionskassen-Consultants und «nach eingehender Diskussion» entschieden, «den Investment-Prozess zu vereinfachen und nur noch das Währungsrisiko abzusichern. Die hohen Erwartungen seien «nach den in der Finanzindustrie üblichen Methoden» ermittelt worden.

Etwas mehr als die Hälfte des Vermögens (56 %) wurde intern verwaltet, der Rest (44 %) extern. Die verlustträchtigen Fremdwährungsanleihen wurden zur Hälfte im Ausland verwaltet. Die Aktienmandate wurden zu 89 % von externen Vermögensverwaltern betreut. Der Ausgleichsfonds konnte die Verwaltung zu tiefen Konditionen vergeben (Verwaltungskosten 0,2 %). Die Vermögensverwaltungskosten sind somit nicht wesentlich geringer als bei normalen Pensionskassen. Bloss: Was nützen tiefe Verwaltungskosten, wenn dafür die Performance geringer ausfällt als bei Konkurrenz?

Links-grünes Engagement ohne Auftrag

Auffallend ist, dass der Ausgleichsfonds in den vergangenen Jahren bei Vereinigungen mitmacht, die sich für ökologische und soziale Ziele («ESG») einsetzen. Einen gesetzlichen Auftrag hat Compenswiss dafür nicht. Durch den Aktivismus werden bedeutende Kosten und personelle Bindungen verursacht, ohne dass ein sichtbarer Mehrwert für das Anlagevermögen entstanden ist.

Offensichtlich finden Einsitznahmen in ESG-Vereinigungen auf Weisung des Bundes statt. Ob dieser Aufwand auch in den Vermögensverwaltungskosten enthalten ist, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Und ob die ESG-Anlagen besser oder schlechter rentiert haben als die übrigen Vermögen, lässt sich mangels Transparenz der Berichterstattung nicht sagen. Offenlegen will dies der Ausgleichsfonds nicht. Erst im Dezember 2022 habe es eine erste Änderung in einem Mandat gegeben, schreibt er auf Anfrage. Es sei noch zu früh, um die Auswirkungen zu messen. Die Aufwände für die ESG-Anlagen seien «sehr bescheiden». Diese Anlagen mache man, um die Risiken der Gelder zu senken, zum Beispiel wegen «Naturkatastrophen und dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft».

  Nebelspalter /   Antwort SNB