imageDie Zeitschrift “Schweizer Monat” hat in Zusammenarbeit mit Valitas eine Beilage zum Thema Altersvorsorge und Sozialversicherung zur Februarausgabe herausgegeben.

Dabei wird auch allerhand Kritik am herrschenden System geübt. Adriano Lucatelli, Gründer und CEO des Fintech-Unternehmens
Descartes, etwa träumt von einer individualisierten und digitalisierten Vorsorge nach amerikanischem Vorbild. In seinem Beitrag schreibt er:

Mit digitalen Lösungen lässt sich eine Optimierung des Portfolios hinsichtlich Lebensphase und Alter kostengünstig und effizient bewerkstelligen. Es ist keine Rocket Science. In dieser Hinsicht ist das Schweizer Pensionskassensystem ein ziemlicher Horror. Finanzwirtschaftlich gesprochen: Die Stiftungsräte oder ihre Beauftragten maximieren nicht den Erwartungswert des Alterskapitals eines 30-Jährigen bei der Pensionierung. Sie maximieren den Erwartungswert des Alterskapitals des durchschnittlichen Versicherten ihrer Pensionskasse.

Und zwar unter drei Nebenbedingungen, die auf Kosten der Rendite gehen: Erstens rigide gesetzliche Vorschriften, was zum Beispiel die Aktienquote anbelangt. Zweitens die Vorhaltung ausreichender Liquidität, etwa um die Babyboomer auszuzahlen. Und drittens die Minimierung des persönlichen Risikos, das sich aus der Organhaftung ergibt. Wer also als jüngerer Angestellter das Pech hat, einer relativ überalterten Pensionskasse anzugehören, kann sich selbst ausmalen, dass ihn dieses institutionelle Set-up sehr viel Geld kostet.

Auch die Vermögensverwaltung bewerkstelligen die Pensionskassen nicht besonders effizient oder kostengünstig. Die Administrations- und Verwaltungskosten betragen gut 0,55 Prozent. Das ist ein sehr hoher Wert, wenn man das Anlagevolumen von über 1 Billion Franken und die nicht vorhandene Individualisierung bedenkt. Im Vergleich zur Benchmark von Betterment (0,25 Prozent all inclusive) verschwendet das BVG-System jedes Jahr mehr als 2,5 Milliarden Franken, knapp 600 Franken pro Versicherten. Und diese summieren sich über ein Arbeitsleben von 45 Jahren bei einer Portfoliorendite von 5 Prozent auf gut 57 000 Franken. Grund für die Verschwendung ist die fehlende Individualisierung, die wiederum mit der fehlenden Digitalisierung zusammenhängt.

Eine konsequente Digitalisierung der Schweizer Altersvorsorge würde die finanzielle Lage der meisten Arbeitnehmer im Alter massiv verbessern. Insbesondere die Jungen würden im Rahmen von Zehn- bis Hunderttausenden von Franken profitieren. Das aktuelle Pensionskassensystem verunmöglicht das Heben dieses Schatzes. Denn wie das Beispiel USA zeigt, braucht es für eine wirkungsvolle digitale Skalierung einen grossen Markt. Dieser ist in der Schweiz nicht gegeben, solange die archaische Zwangsjacke der Pensionskassen das Vorsorgekapital abschnürt.

  Beilage Schweizer Monat