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Risikokapitalfonds in Europa haben laut Erhebungen im langfristigen Mittel Anlagerenditen von über 12 Prozent pro Jahr erzielt. Schweizer Pensionskassen haben sich bisher davon kaum beeindrucken lassen – weshalb die Idee eines staatlichen Anschubs salonfähig geworden ist. Die gezeigten Renditen beschönigen aber das Bild, schreibt Hansueli Schöchli in der NZZ und dabei konkret auf die Strategie der Manor-PK eingeht.

Positive Erfahrungen meldet die Pensionskasse der Warenhausgruppe Manor. Sie ist relativ aktiv in «alternativen Anlagen». Zu diesem Segment zählen etwa Hedge-Funds (ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Fonds mit eher hohen Risiken) sowie Vehikel für Anlagen in nicht börsenkotierte Firmen (Private Equity). Zu Private Equity zählen auch Venture-Fonds.

Die Manor-Pensionskasse verwaltet Vermögen von etwa 1,8 Milliarden Franken. Der Richtwert des Anteils für Private Equity beträgt 4,5 Prozent – was etwa dem Doppelten des Branchenmittels entsprechen dürfte. Rund ein Fünftel der Private-Equity-Anlagen bei der Manor-Pensionskasse liegt in Venture-Fonds. Seit 1999 investiere man in Private Equity via globale Dachfonds, sagt der Geschäftsführer Martin Roth. Er ist seit 2022 auch Präsident des Pensionskassenverbands.

imageDas Ziel der Manor-Pensionskasse in diesem Segment ist laut Roth eine jährliche Anlagerendite von 3 Prozentpunkten über dem Weltaktienindex von Morgan Stanley – als Prämie für die Illiquidität von Private Equity: «Das haben wir gut erreicht.» Im Durchschnitt habe man seit 1999 in Dollar gerechnet in Private Equity netto Anlagerenditen von 11,1 Prozent pro Jahr erreicht – gegenüber 7,1 Prozent Steigerung des auch auf Dollar beruhenden Weltaktienindexes. Nach Abzug der Kosten für die Fremdwährungsabsicherung dürfte auf Frankenbasis die durchschnittliche Jahresrendite bei Private Equity laut Roth bei etwa 9 Prozent liegen. Ähnliches gelte für das Untersegment Venture-Fonds.

Gemäss einem Datensatz der Credit Suisse über mehr als 120 Schweizer Pensionskassen haben Anlagen in Private Equity von 2020 bis 2022 im Mittel eine Rendite von 8 Prozent pro Jahr erbracht; bei den Aktien waren es nur 2,3 Prozent pro Jahr, und bei Hedge-Funds gab es eine rote Null. Ein längerfristiges Bild erlaubt ein Datensatz der UBS, der zurzeit rund 90 Pensionskassen umfasst.

Demnach rentierte die Anlageklasse Private Equity von 2006 bis 2022 nach Abzug der Gebühren im Mittel mit 8,4 Prozent pro Jahr, was 3 bis 4 Prozentpunkte über den Anlagerenditen für kotierte Aktien liegt. Damit hätten die Private-Equity-Anlagen die erforderliche Prämie für die Illiquidität hereingespielt – nicht weniger und nicht mehr. Dies im Gegensatz zu den Hedge-Funds, die laut den UBS-Daten nur eine Nettorendite von durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr brachten.

Warum investieren die Pensionskassen nicht stärker in Venture-Fonds? Martin Roth nennt vor allem drei Gründe: die Komplexität der Anlagen, die Illiquidität («Wenn man sich zu einer Investition verpflichtet hat, muss man zehn Jahre dabei bleiben») und die Verwaltungskosten, die pro Jahr oft 2 bis 4 Prozent der verwalteten Vermögen ausmachen.

Gängig sind Modelle mit Fixgebühr von 1,5 bis 2 Prozent plus einem Zuschlag bei hohen Renditen. Gemäss den genannten Daten können sich diese Gebühren aber auch für die Investoren lohnen. Solche Anlagen kommen laut Roth für Pensionskassen mit verwalteten Vermögen von total mindestens 500 Millionen Franken infrage.

  NZZ /   Invest Europe