Katharina Fontana kommentiert in der NZZ den Ausgang der Abstimmung zu AHV 21 stellt Ueberlegungen zu den Forderungen nach einem Ausbau der beruflichen Vorsorge an.

Nach dem Ja zur AHV-Vorlage richtet sich der Fokus nun auf die zweite Säule der Altersvorsorge, das BVG. Am Abstimmungssonntag waren sich Gewinner wie Verlierer mehrheitlich einig, dass die im Parlament hängige BVG-Revision eine Frauenvorlage sein müsse. Das Parlament müsse die zweite Säule so ausgestalten, dass die Rentensituation der Frauen verbessert werde. Es ist indes fraglich, ob die Vorlage dies wird leisten können – trotz all den grossen Ankündigungen und Versprechungen, die in den letzten Wochen dazu gemacht wurden.

Im Wesentlichen geht es bei der Reform der zweiten Säule darum, das Zwangssparen auch auf kleine Einkommen, die heute noch nicht im BVG versichert sind, auszuweiten. Ob das wirklich im Interesse der Frauen mit tiefen Löhnen ist, wie behauptet wird, darüber kann man durchaus unterschiedlicher Auffassung sein. Denn das würde bedeuten, dass die Verkäuferin oder die Floristin, die ein, zwei Tage pro Woche arbeitet, um das Familienbudget aufzubessern, künftig Abzüge für die berufliche Vorsorge leisten müsste und entsprechend weniger Einkommen erhalten würde. Viele Frauen dürften es in dieser Lebensphase allerdings vorziehen, mehr Geld zur Verfügung zu haben, als auf eine (minimale) Rente zu sparen, die sie dereinst mit 65 Jahren erhalten sollen.

Die von den Parteien sozusagen als Wundermittel gepriesene Absicherung der kleinen Einkommen wird an der Rentensituation der Frauen nur wenig ändern. Letztlich ist die Rechnung einfach. Wer dereinst eine substanzielle Pensionskassenrente haben will, muss entsprechend arbeiten und Beiträge leisten; das gilt für beide Geschlechter gleichermassen.

Ehrlich und unverblümt sagte dies die frühere Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Interview mit der «NZZ am Sonntag»: Jede Frau sollte mindestens 70 Prozent erwerbstätig sein, um nach der Rente ein Leben führen zu können wie vorher. Anders gesagt: Frauen, die sich vor allem als Hausfrau und Mutter verwirklichen wollen, werden einen Mann brauchen, der ihnen das Leben finanziert, und das auch im Alter. Frauen, die unabhängig sein möchten, müssen einen anderen Weg gehen.

  NZZ