Fabian Schäfer kommentiert in der NZZ die Abstimmungskampf-Strategie der Linken gegen die AHV-Reform. Er stellt fest:

Auch die reiche Schweiz kann die Schwerkraft der Demografie nicht ewig verdrängen. In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl der Pensionierten derart schnell zunehmen, dass einem schwindlig wird, wenn man sich vorstellt, wie stark Steuern und Lohnbeiträge steigen müssten, um die AHV weiterhin mit dem heutigen Rentenalter zu finanzieren.

Früher oder später müssen wir länger arbeiten, wenn wir unseren Kindern und Enkeln ohne schlechtes Gewissen in die Augen schauen wollen. Je länger wir diesen Schritt aufschieben, umso grösser sind die Lasten, die wir ihnen aufhalsen. Die Linke schliesst vor dieser Ungerechtigkeit routiniert die Augen.

Sie weiss genau, dass sie die Umverteilung von hohen zu tiefen Löhnen nirgends so leicht ausbauen kann wie in der populären AHV. Dass das Sozialwerk so beliebt ist, hat viel damit zu tun, dass man hier finanzielle Lasten unauffällig in die Zukunft verschieben kann – und sich dabei sogar noch sozial fühlen darf.

Keine Generation hat das Recht, sich auf Kosten der nächsten zu bereichern. Wir dürfen nicht länger tatenlos zuschauen, wie die Dauer des Ruhestands, den wir uns von den Jungen querfinanzieren lassen, von einem Jahr zum nächsten munter weiter wächst.

Mehrfach mussten bereits milliardenschwere Finanzspritzen beschlossen werden, um die Renten sicher auszahlen zu können, letztmals 2020. Das trifft primär die Jungen. «AHV 21» ist ein erster, kleiner Schritt zur Verbesserung der Generationengerechtigkeit.

Auf Dauer lässt sich ein anständiges Rentenniveau nur halten, wenn wir über 65 hinaus arbeiten. Die Linke weist gern darauf hin, dass die Bundesverfassung existenzsichernde Renten vorschreibt. Was sie aber immer zu erwähnen vergisst: Die Verfassung sagt nichts darüber aus, in welchem Alter dieser Anspruch beginnt.