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“Hier ist eine nette Geschichte: Die Pensionskassen in der Schweiz horten zu viel Geld. Statt ständig über die gesetzlichen Rentengarantien und über Umverteilungen von Jung zu Alt zu jammern, würden die Kassen ihre Reserven gescheiter den Versicherten auszahlen. Die in der Politik diskutierten Rentensenkungen sind dann unnötig.” So leitet Hansueli Schöchli seinen Artikel zum OAK-Bericht ein. Und fährt fort:

Diese Geschichte wird von den Bewahrern der versteckten Umverteilung in der beruflichen Vorsorge immer wieder erzählt. Die Botschaft ist attraktiv, da sie den Profiteuren des geltenden Systems das schlechte Gewissen nimmt und eine schmerzlose Lösung verspricht.

Mit den am Dienstag publizierten Daten der Oberaufsicht der beruflichen Vorsorge scheint die Erzählung neue Nahrung zu erhalten. Gemäss den Daten wiesen die über 1300 erfassten Pensionskassen ohne Staatsgarantie per Ende 2021 im Durchschnitt einen Deckungsgrad von 118,5 Prozent aus. Das heisst: Pro 1000 Franken künftige Verpflichtungen in Form von Rentengarantien hatten die Kassen ein Vermögen von fast 1185 Franken.

Die künftigen Verpflichtungen wurden dabei mit einem Zins (dem «technischen Zinssatz») von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr auf den Barwert per Ende 2021 zurückgerechnet.

Zum Thema Umverteilung hält Schöchli fest:

Die Schätzmethode der Oberaufsicht umfasst mehrere Elemente, wie etwa den technischen Zinssatz, die Kassenverluste bei Neurentnern wegen überhöhter Rentenversprechen und die Verzinsung für die Erwerbstätigen. Eine einfachere (aber nicht vollständige) Alternativrechnung wäre der Vergleich der Verzinsung für die Erwerbstätigen mit der Zinsgarantie für alle noch lebenden Rentner.

Die Zinsgarantie ist im Umwandlungssatz für die Berechnung der Jahresrente enthalten. Aufgrund von Branchenumfragen lässt sich grob abschätzen, dass die 2021 noch lebenden Rentner ihre Rente auf Basis eines Umwandlungssatzes von durchschnittlich etwa 6,2 Prozent erhielten.

Im besagten Umwandlungssatz steckt eine Zinsgarantie von etwa 3,8 Prozent pro Jahr. Das ist fast doppelt so hoch wie die durchschnittliche Verzinsung des Vorsorgekapitals für die Erwerbstätigen von 2010 bis 2020. Doch für 2021 erhielten Erwerbstätige und Rentner praktisch gleich viel.

Auch mit dieser einfacheren Rechnung kommt man also auf annähernd null Umverteilung für 2021. Allerdings ist die Verzinsung für die Rentner im Unterschied zur Verzinsung für die Erwerbstätigen garantiert und damit ökonomisch weit mehr wert.

  NZZ