imageDer Blick hat Patrick Frost, CEO von Swiss Life, zu einer Palette aktueller Themen befragt, u.a. Altersvorsorge und Immobilien. Auszüge:

Was erwarten Sie für die Weltwirtschaft?
Wir beobachten eine höhere Inflation, höhere Zinsen und eine höhere Unsicherheit. Wenn der Krieg zeitlich begrenzt ist und nicht noch ein Nato-Land angegriffen wird, rechnen wir nicht mit einer Rezession.

Swiss Life ist die grösste Immobilienbesitzerin der Schweiz, Ihnen gehört fast ein Prozent aller Gebäude. Warum investieren Sie trotz astronomischen Preisen weiter?
Im institutionellen Bereich, also bei ganzen Überbauungen, sind die Preise weniger stark gestiegen als für Stockwerkeigentum und Einfamilienhäuser. Unsere Investitionen sind im Vergleich zum Zinsniveau immer noch sehr attraktiv. Wir haben Verpflichtungen, die bis ins nächste Jahrhundert reichen. Deshalb müssen wir langfristig investieren.

Welche Immobilien sind attraktiv für Sie?
Die Lage ist sehr wichtig, insbesondere im Bürobereich. Wir sind in den grossen Zentren und in den Agglomerationen, aber nicht in den Tourismusregionen.

Im Mittelland gibt es Geistersiedlungen, weil sich keine Mieter finden lassen. Wie kommt es zu solchen Fehlinvestitionen?
Erstaunlicherweise sind die Bilder vom Leerstand während der Corona-Zeit verschwunden. Die Nachfrage ist gross. Warum? Weil wir ein sehr reiches Land sind, aber eher beengt wohnen. In der Pandemie haben viele Menschen entdeckt, wie wichtig ihnen das Wohnen ist. Sie leisten sich mehr als vorher.

Ein Ärgernis sind Leerkündigungen: Alle Mieter müssen raus, das Haus wird saniert, und die Miete ist nachher höher.
Bei unseren 37’000 Wohnungen sind Leerkündigungen unvermeidlich, weil jedes Haus irgendwann komplett saniert werden muss. Drei Viertel aller Sanierungen finden jedoch im bewohnten Zustand statt, nur bei einem Viertel müssen die Menschen ihre Wohnungen verlassen. Das kündigen wir jeweils sehr früh an und machen den Betroffenen in der Nähe ein anderes Wohnangebot.

Das dann meistens teurer ist.
Das lässt sich nicht immer vermeiden, auch wenn unsere Wohnungen vergleichsweise günstig sind. In den Städten kosten unsere 3½-Zimmer-Wohnungen im Schnitt rund 1350 Franken. Die Ausnahme ist Zürich. Dort kosten sie rund 1700 Franken.

Sie investieren in Immobilien, um mit den Erlösen Renten zu finanzieren. Damit wird Wohneigentum für die Menschen, deren Renten Sie sichern, unerreichbar. Ist das nicht paradox?
Wir haben auch kein Interesse an steigenden Preisen. Weil es nicht genug langfristige Anleihen gibt, investieren wir in Immobilien. Es wäre aber falsch zu glauben, dass deshalb die Preise für die Privatkäufer steigen. Eher im Gegenteil: Wenn wir mit unseren Bauten das Angebot erweitern, nimmt das Druck aus den Preisen heraus.

Wann platzt die Blase?
Nationalbank und Finanzmarktaufsicht warnen seit zehn Jahren davor, dass die Blase platzt. Bisher ist dies nicht eingetroffen. Aber klar: Eines Tages wird es zu einer Korrektur kommen.

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