Die anhaltenden Negativmeldungen von der Grossbank Credit Suisse sowie der Absturz des Aktienkurses hinterlassen auch in der Schweizer Vorsorgewelt ihre Spuren. Berater und Pensionskassen-Verantwortliche schauen genauer hin. Michael Ferber schreibt in der NZZ:
Pensionskassen müssten sich im Sinne des Risikomanagements mit den sogenannten Gegenparteirisiken – also den Risiken, die eine Partei im Fall der Zahlungsunfähigkeit eines Geschäftspartners erleiden würde – regelmässig auseinandersetzen, sagt Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbands Asip.
Dabei gehe es um sogenannte Risikominderungspflichten. «Vor diesem Hintergrund beurteilen die Pensionskassen unter anderem auch die Entwicklung der Credit Suisse und fällen je nach Lagebeurteilung ihre Anlageentscheide.» (…)
Die Pensionskassen haben naturgemäss viele Verbindungen zu der kriselnden Schweizer Grossbank. So haben viele Vorsorgeeinrichtungen Cash-Bestände bei dem Finanzinstitut liegen oder haben in Anlageprodukte der CS investiert.
Die Credit Suisse agiert im Schweizer Pensionskassenmarkt auch als «Global Custodian». In dieser Rolle wirkt die Bank als Verwahrerin der Depots von Pensionskassen. Dass sie hier ein gewichtiger Akteur ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sie vierteljährlich einen in der Branche stark beachteten Pensionskassen-Index herausgibt.
Ein Sprecher der Credit Suisse kommentierte die Frage, ob Schweizer Pensionskassen in jüngster Zeit Gelder von der Bank abgezogen hätten, nicht. Er verwies auf eine Medienmitteilung vom 23. November. Darin hiess es, die Nettoabflüsse bei der Swiss Bank der Credit Suisse hätten am Ende des dritten Quartals dieses Jahres ungefähr 1 Prozent der Anlagevermögen betragen. (…)
Die Vorsorgeeinrichtungen sollten «nicht überreagieren», sagt Martin Janssen, Gründer der Pensionskassen-Beratungs- und Software-Gesellschaft Ecofin und emeritierter Finanzprofessor. Es sei sicher denkbar, dass es im schlimmsten Fall – einem Konkurs der CS – zu solchen Verzögerungen kommen könnte. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) habe derweil die klare Meinung, dass dieser Fall nicht eintreten werde.
Überdies funktioniere der Kreditmarkt in der Schweiz ohne Einschränkungen. «Eine Pensionskasse könnte jederzeit bei einer anderen Bank einen vorübergehenden Kredit beziehen, wenn so etwas passieren sollte, was ich nicht glaube», sagt er. (…)
Indessen weist er im Zusammenhang mit Wechseln von Pensionskassen weg von der CS darauf hin, dass hier auch Kosten entstehen, die letztlich die Versicherten berappen müssen. Beim Wechsel des Global Custodian oder beim Wechsel von Anlageprodukten dürften die Wechselkosten wiederkehrend höher sein oder einmalig mehr als 20 Basispunkte (0,2 Prozentpunkte) betragen, sagt Janssen. Ein Wechsel des Global Custodian gelte auch als aufwendige Übung, ist in der Branche zu hören.
Im Geschäft mit der Verwaltung von Vorsorgegeldern seien 20 Basispunkte eine ganze Menge und könnten den Kosten von mehreren Jahren Vermögensverwaltung entsprechen, sagt Janssen. «Da muss man sich schon überlegen, ob man sich angesichts von irrealen Problemen diese Kosten aufhalsen soll», sagt Janssen. Versicherte könnten dem Stiftungsrat «ernsthafte Fragen stellen, wenn er 20 Basispunkte in den Sand setzt».