Mit tieferen Steuern auf Vorsorgegelder und einem Werbebrief für begüterte Rentner hat ein Kanton eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt. Die Neupensionierten freuen sich, schreibt die NZZ:

Im Jahr 2020 liessen sich gemäss der Pensionskassenstatistik des Bundes 17’300 Frauen und 29’600 Männer 9,9 Milliarden Franken aus ihrer Pensionskasse auszahlen. Der Durchschnittswert des Kapitalbezugs belief sich auf 211’038 Franken. Natürlich wollen Kantone und Gemeinden möglichst viel von dem Kuchen von fast 10 Milliarden Franken besteuern. Wegziehende Rentner sieht niemand gerne.

Auch Nidwalden will dies verhindern. Im September 2020 haben die Stimmbürger einer deutlichen Reduktion der Besteuerung zugestimmt. «Der Kanton Nidwalden gehört damit zu den Kantonen mit einer sehr tiefen Besteuerung von Vorsorgeleistungen», warben Regierung und Parlament damals im Abstimmungsbüchlein. Wahrscheinlich wäre diese Steuersenkung nicht gross auf Beachtung gestossen, hätte es der Kanton mit der Vermarktung nicht übertrieben.

Die Wirtschaftsförderung des Innerschweizer Kantons schrieb nämlich über 2000 Treuhänder und Vermögensverwalter im ganzen Land an. Mit der heutigen BVG-Besteuerung und tiefen Einkommensteuern verfüge der Kanton «über äusserst attraktive Konditionen für natürliche Personen», hiess es in dem Schreiben. «Mit einer hohen Lebensqualität, intakter Natur und einer zentralen Lage ist Nidwalden auch für Ihre Klienten der richtige Ort, um die dritte Lebensphase zu geniessen.» Unterstützung bei der Wohnsitzverlegung wurde zugesichert. (…)

Bei allen Prügeln, die die Nidwaldner einstecken mussten, einen nicht zu unterschätzenden Effekt hatte das mediale Echo: Inzwischen weiss die ganze Schweiz, dass am Fusse des Stanserhorns für vermögende Rentner der rote Teppich ausgerollt wird. Ausserdem ist das Thema definitiv auf der politischen Agenda verschiedener Kantone.

  NZZ