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“Nicht nur Firmen wie VW greifen in die Trickkiste, um sich oder ihre Produkte als umweltbewusster darzustellen, als sie tatsächlich sind. Ähnliche Praktiken gibt es bei Anlageprodukten, die auch die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) und den Bundesrat beschäftigen”, schreibt Michael Schäfer in der NZZ.

Auch Banken und Fondsgesellschaften greifen in die Trickkiste, um ihren Produkten einen besonders grünen bzw. nachhaltigen Anstrich zu geben. Diese Praktiken, die ebenfalls in zahlreichen Ausprägungen und Schattierungen daherkommen, sind etlichen Akteuren aus der Branche selbst ein Dorn im Auge. Zu den Stimmen, die immer wieder Greenwashing in der Vermögensverwaltung thematisieren, zählt Masja Zandbergen vom niederländischen Asset Management Robeco.

In einer ihrer jüngsten Wortmeldungen zeigte sie sich besorgt darüber, dass immer mehr als Impact-Investing deklarierte Anlageprodukte auf den Markt kommen, die in kotierte Aktien und Anleihen investieren und die dem Investor suggerieren, mit seinen Geldern eine positive Wirkung in der realen Welt zu erzielen. In der Regel beziehe sich dieser «Impact» auf mehrere der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Goals, SDG), etwa die Eindämmung des Hungers oder die Bewahrung der Biodiversität.

Wenn Anleger lediglich bereits emittierte Aktien oder Anleihen erwürben, stellten sie Unternehmen kein neues Kapital zur Verfügung, die zum Erreichen der SDG beitrügen, moniert Zandbergen. Diese «Additionality» ist ein elementares Kriterium des Impact-Investing, denn es sind im grossen Stil zusätzliche Investitionen vonnöten, um die adressierten Ziele zu erreichen. (…)

Ob das Investieren in kotierte Unternehmen unter der Bezeichnung Impact-Investing nun eine Form des Greenwashing darstellt oder nicht, entzweit die Geister wie nicht anders zu erwarten. Die Anbieter der entsprechenden Produkte verneinen die Frage natürlich, obwohl die wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Investoren mittels solcher Anlagen einen spürbaren oder gar massgeblichen Einfluss auf die reale Welt ausüben können, relativ dünn ist. (…)

Auch in der Schweiz ist das Greenwashing bei Finanzanlagen ein Thema. Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) soll dem Bundesrat bis im Herbst 2021 bei Bedarf «Anpassungen im Finanzmarktrecht vorschlagen, welche das sogenannte Greenwashing, also das Vortäuschen nachhaltiger Geschäftstätigkeit im Umweltbereich, verhindern».

  NZZ