imageWerner Rutsch, Geschäftsleitungsmitglied der Axa kommentiert die Entwicklung der technischen Zinsen und die anhaltende Umverteilung.

Die Behauptung sei erlaubt, dass längerfristig mit einem intelligenten Anlagemix – vor allem aus Aktien und Immobilien – die Sollrendite, die bei den meisten Schweizer Stiftungen zwischen 1 und 2,5 Prozent liegt, durchaus erzielt werden kann. Wahrscheinlicher ist aber, dass in einigen Jahren die Empfehlung beziehungsweise der Mindestzins bei null liegen könnte, wie dies einige Aktuare bereits heute fordern. Eine Legitimation der Nullverzinsung von Alterskapital hätte dramatische Folgen. Die aktiven Erwerbstätigen würden doppelt verlieren: Verlust von Zinseszinseffekten und laufend weiter sinkende Umwandlungssätze. Umgekehrt würden die Aktiven das volle Anlagerisiko tragen, während die Renten unverändert bleiben. Pro memoria: Heute schon sind Nullverzinsungen möglich, einerseits im überobligatorischen Bereich und anderseits wenn sich eine Stiftung im Sanierungsmodus befindet.

Was also ist zu tun? Über kurz oder lang wird kein Weg an der Flexibilisierung der Renten vorbeiführen. Dass der umtriebige Josef Bachmann, ausgewiesener Pensionskassengeschäftsführer im Ruhestand, mit seinem Versuch, eine entsprechende Volksinitiative zu lancieren, gescheitert ist, spricht Bände. Die Mehrheit der Stimmbürger ist sich der Problematik viel zu wenig bewusst. Zu präsent sind in Öffentlichkeit und Medien die Deckungsgrade der Pensionskassen, die meist über 100 Prozent liegen und damit prima vista eine heile Welt suggerieren. Viel zu wenig einprägsam und nachvollziehbar dagegen ist die laufende Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern, die zwar im Aggregat immer wieder mit den geschätzten 7 Milliarden Franken für das Jahr 2019 zitiert wird, aber für den einzelnen Versicherten kaum fassbar ist.

Wünschenswert wäre deshalb, in den jährlichen Versicherungsausweisen eine Zeile mit einem konkreten Frankenbetrag einzufügen, der ausweist, wie viel Geld der Versicherte durch eine den überhöhten Renten geschuldete Minderverzinsung verliert. Nur eine solch plakative Visualisierung kann den Weg dazu ebnen, ein Konzept der flexiblen Renten einzuführen.