Sollen oder müssen Vermieter von Geschäftsliegenschaften während des Lockdowns die Mieten reduzieren oder ganz aussetzen? lautete eine im letzten Jahr vieldiskutierte Frage. Sie betraf auch Pensionskassen als wichtige Immobilienbesitzer. Jetzt wird das Thema aus grösserer Perspektive wieder aktuell. Die SonntagsZeitung schreibt:

Es war einer von vielen Streitpunkten im vergangenen Jahr, der sich nun weiterzieht. Die zentrale Frage: Haben Geschäftsmieter Anrecht auf Reduktionen, wenn sie ihr Geschäft zwangsschliessen müssen? Das Mietrecht bleibt hier eine Antwort schuldig und die Meinungen unter Experten gehen auseinander. Zu einer Lösung kam es bisher nicht.

Jetzt nehmen Geschäftsmieterinnen die Sache selbst in die Hand, wie Armin Zucker, Rechtsanwalt und Vizepräsident des Verbands der Geschäftsmieter bestätigt. Wer seinen Vertrag neu verhandelt, wolle sich gegen unvorhersehbare Ereignisse absichern. «Pandemieklausel» nennt sich der Zusatz, der Einzug in die Mietverträge halten soll.

Für Zucker stellt sich die Frage, ob Corona jetzt die Welt der Geschäftsmietverträge verändert. Denn das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage dürfte sich langsam verschieben. Nicht an den Toplagen wie der Zürcher Bahnhofstrasse, aber an den weniger gefragten Ecken wachse die Angst vor leerstehenden Ladenlokalen. Um einen Mieter nicht zu verlieren, dürften viele Vermieter auf deren Forderungen eingehen. «An manchen Lagen sitzt jetzt der Mieter am längeren Hebel», sagt Zucker. (…)

Doch eine Umfrage unter einigen grossen Schweizer Immobilienbesitzern zeigt: Die Bereitschaft ist nicht überall gegeben. Bei Swiss Prime Site, deren Portfolio fast ausschliesslich Geschäftsliegenschaften umfasst, heisst es, Anfragen über eine Pandemieklausel habe es «in ganz wenigen Fällen und bescheidenem Ausmass» gegeben. «Wir sind jedoch nicht darauf eingegangen», sagt ein Sprecher. Die Swiss Life, die in ihrem Portfolio rund 2800 kommerzielle Mieter zählt, sieht «im Moment in unseren Mietverträgen bei Neuverhandlungen von einer Pandemieklausel ab», sagt eine Sprecherin.

  SonntagsZeitung