314’187-mal wird per Online-Umfrage der Gewerkschaften gefordert: «Hände weg von den Frauenrenten». Aber eigentlich will niemand die Frauenrenten senken; das Rentenalter soll im Sinne der Gleichstellung an jenes der Männer angeglichen werden. Gleichzeitig wird gefordert: Wir wollen höhere Frauenrenten.

Also entweder Hände weg oder höhere Renten. Beides geht nicht. Zu viel oder falsche Logik? Möglicherweise verstehen wir nicht, was mit Gleichstellung gemeint ist. Oder wir erliegen den Täuschungen eines heteronormativ patriarchalen Sozialkonstrukts. Oder so ähnlich.

Zumindest eine 13. Rente wird verlangt, subito. Mit dem Kettenbriefsystem der AHV lässt sich das machen. Im BVG funktioniert es nicht. Da muss die Leistung vom Empfänger selbst finanziert werden, und zwar über Jahrzehnte. Wahrscheinlich zu mühsam für eine auf Instantgratifikation konditionierte Generation.

Dass die Frauen dank dem Umverteilungssystem und den Witwenrenten im Durchschnitt sogar etwas höhere AHV-Renten erhalten, ist erwähnenswert. Und dass auf die nächsten Generationen der Beitragszahler aufgrund der demographischen Entwicklung schon mit dem heutigen Rentenniveau enorme Lasten zukommen, sollte ev. auch nicht ausgeblendet werden. Ausser man will die empfindlichen Millenials und urbanen Eliten nicht mit Fakten konfrontieren, denen sie im Zeitalter der Microaggression psychisch nicht gewachsen sind.

Begründet wird die Forderung mit der Benachteiligung der Frauen. Was damit anfängt, dass sie drei Jahre länger leben müssen als Männer. Dazu kommt der berüchtigte Gender Pay Gap. Weniger bekannt und selten thematisiert: Frauen ohne Kinder beziehen nur unwesentlich tiefere Löhne und Renten als Männer.

Für eine Frau mit Kindern ist es objektiv schwerer Karriere zu machen als für solche ohne. Eine Frau ohne volle Berufstätigkeit scheint aber die Erwartung der Gesellschaft nicht zu erfüllen und hat damit ein Reputationsproblem. Spätestens ab 6 Monaten kann man schliesslich ein Kind in der Kita deponieren. Dort wird es professionell betreut von staatlich lizensierten Fachpersonen und somit bewahrt vor den dilettantischen Erziehungsversuchen leiblicher Eltern. Angeblich ein wahrer Segen für alle Beteiligten.

Wer dieses Ideal einer progressiv-woken Gesellschaft nicht unbedingt und in jedem Fall als erstrebenswerten erachtet, sondern allenfalls noch leichte Zweifel empfindet, ist aufgefordert, nach besseren Lösungen für die Altersvorsorge der Mütter zu suchen. Gezielt und ohne populistisches Tamtam. Hände weg löst keine Probleme.

Peter Wirth, E-Mail