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Michael Ferber schreibt in der NZZ über die absehbar steigende Belastung der Sozialversicherung durch psychische Störungen, ausgelöst durch die Pandemie und insbesondere die damit verbundenen Massnahmen.

Es  kommen auf die IV massive neue Belastungen zu. Eine Anfang April publizierte wissenschaftliche Studie im Fachmagazin «The Lancet» deutet darauf hin, dass die Folgen einer Corona-Infektion für die Psyche nicht unterschätzt werden sollten. Von 236 000 vor allem in den USA untersuchten, mit Covid-19 infizierten Patientinnen und Patienten litt nach sechs Monaten rund ein Drittel unter einer Hirnerkrankung oder psychischen Störung.

Wie es in der «Swiss Corona Stress Study» der Universität Basel heisst, hat sich die Zahl der Menschen in der Schweiz mit Symptomen einer schweren Depression, die an der nicht repräsentativen Studie im Zeitraum März bis November 2020 teilgenommen haben, mehr als verfünffacht – von 3,4% auf 18,4%. Dies lasse sich durch Perspektivlosigkeit, Vereinsamung und soziale Isolation sowie Unsicherheiten über die Arbeitsmarktentwicklung erklären, heisst es in einer neuen Studie von Avenir Suisse zum Thema Invalidität in der Schweiz. «Mit einer gewissen Verzögerung, wohl in den Jahren 2022 und 2023, wird man diesen Anstieg auch in den Invaliditätsstatistiken sehen», sagt Jérôme Cosandey, Directeur romand und Forschungsleiter Sozialpolitik bei dem Think-Tank.

Ein weiteres Alarmsignal der «Swiss Corona Stress Study» ist, dass neben Personen mit finanziellen Einbussen durch die Corona-Krise vor allem junge Leute von schweren Depressionen betroffen waren. Aus Sicht der IV sind junge IV-Rentner besonders teuer, da sie ihre Rente über mehrere Jahrzehnte hinweg erhalten – und psychische Erkrankungen sind nun einmal altersunabhängig. Laut Daten des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) stellen 20- bis 29-Jährige 11% der neuen IV-Renten, sind aber für 20% der kumulierten Kosten bis zur Pensionierung verantwortlich.

  NZZ