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Thomas Hengartner befasst sich in der FuW mit den aktuell ausserordentlich hohen Deckungsgraden der Pensionskassen. Und gibt Ratschläge, wie die gute Rendite zu verwenden sei.

Die Zahl selbständiger Vorsorgeeinrichtungen ist seit 2009 ein Drittel geschwunden auf weniger als 1500. Manches mittelgrosse Unternehmen hat die eigene Kasse aufgelöst und sich einer KMU-Sammelstiftung angeschlossen. Doch die Vorsorgevermögen der verbliebenen Anbieter sind kumuliert auf mehr als 1000 Mrd. Fr. angeschwollen – durch Einzahlungen und Investmentgewinne. Damit werden per September die Verpflichtungen im Branchenschnitt zu 122% gedeckt, wie das Beratungsunternehmen Prevanto hochgerechnet hat.

Dieser Deckungsgrad der Verpflichtungen ist wegen der Umkehr bei Aktien- und Obligationenkursen seit dem Jahreshöchst leicht zurückgefallen. Richtig knapp wurde es letztmals 2008, als wegen der Finanzmarktkrise die Pensionskassen kurzzeitig massiv an Wert einbüssten. «Nun ist das Reservepolster der meisten Kassen dick», sagt Prevanto-Geschäftsleiter Stephan Wyss.

Als nötig im Sinn der Risikofähigkeit wird von den Pensionskassen selbst ein Zieldeckungsgrad von 118% genannt. Finanziell starken Instituten empfiehlt Wyss als Faustregel, die diesjährige Performance hälftig als Zins den Guthaben der Erwerbstätigen zuzuteilen und mit dem Rest die Bilanz sturmfester zu machen. Bei aktuell 6 bis 7% Performance haben Versicherte bei vielen Pensionskassen Aussicht auf 3 bis 3,5% Zinsgutschrift. Das übersteigt den behördlich auf 1% festgelegten BVG Mindestzins deutlich. Je höher die Gutschrift, desto rascher wächst das individuelle Pensionsguthaben, aus dem später die Rente berechnet wird.

Den Rentnern aus dem verbesserten Deckungsgrad eine Erhöhung des monatlichen Fixbetrags zu gewähren, lasse sich höchstens in Ausnahmefällen rechtfertigen, sagt der Vorsorgeexperte: «Denn seit Jahren mussten die Pensionskassen aus dem Anlageergebnis mehr dem Vorsorgekapital der Rentenbeziehenden zuweisen als den Guthaben der Erwerbstätigen.» Diese Um- bzw. Ungleichverteilung ist unfair und verstörend.

Die aktuelle Finanzlage als Motiv für eine aggressivere Vermögensaufteilung zu nehmen, hält Wyss für eine wenig durchdachte Idee: «Der Deckungsgrad ist auf Mehrjahreshoch, weil die Aktien, die Obligationen und die Immobilien auf hohem Niveau stehen. Deshalb kann es sich rächen, noch zusätzlich Investments einzugehen, die anfällig für Preiskorrekturen sind.»