image

Menschen ab 55 sind in der Schweiz trotz einer mehrheitlich passiven Personalpolitik von Unternehmen stärker in den Arbeitsmarkt integriert als noch vor zehn Jahren. Dennoch ist die Angst vor den Folgen eines Jobverlusts gegen Ende des Erwerbslebens weit verbreitet und beeinflusst die Diskussion um ein höheres Rentenalter, wie die neue Studie «Länger leben, länger Arbeit geben» von Swiss Life zeigt.

In der Studie heisst es u.a.

Viele Unternehmen unterschätzen wohl den bevorstehenden demografischen Wandel des Arbeitsmarkts. Zwar wird davor schon länger gewarnt, richtig spürbar dürfte dieser Prozess aber erst in den nächsten Jahren werden: 2030 wird es etwa 30 % mehr Pensionierungen geben als noch 2019 und 80 % mehr als zur Jahrtausendwende. Gleichzeitig fehlt der Nachwuchs. Das Arbeitsangebot wächst bereits heute fast nur noch dank den über 55-Jährigen und dürfte im nächsten Jahrzehnt weniger als halb so stark zunehmen wie in der letzten Dekade.

image

Die Wohnbevölkerung – ein grober Indikator für die Arbeitsnachfrage der Unternehmen – wird voraussichtlich schneller expandieren als das Arbeitsangebot. Entsprechend dürfte der Druck steigen, jegliches brach liegende Arbeitskräftepotenzial abzuschöpfen – also auch jenes der erwerbslosen, nicht erwerbstätigen oder unterbeschäftigten über 55-Jährigen. Ein bereits heute beobachtbares Indiz für diese These ist der Umstand, dass in den meisten OECD-Ländern die Arbeitsmarktbeteiligung der über 55-Jährigen mit der zunehmenden demografischen Alterung steigt.

Der demografische Wandel des Arbeitsmarkts wird zwar nicht dazu führen, dass Arbeitslosigkeit unter älteren Erwerbspersonen verschwindet. Jedoch können viele ältere Arbeitslose dem Ruhestand finanziell künftig etwas zuversichtlicher entgegenblicken. So sind seit Juli 2021 Überbrückungsleistungen in Kraft, die verhindern sollen, dass ältere Erwerbslose, denen der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt misslingt, in die Sozialhilfe abrutschen. Dies dürfte die finanzielle Selbstbestimmung vieler Betroffener verbessern.

Dieses neue soziale Sicherheitsnetz ist zwar relativ grobmaschig geknüpft, könnte allenfalls da und dort kontraproduktive Fehlanreize schaffen und ist daher nicht ganz unumstritten. Es könnte aber auch dazu beitragen, dass die Akzeptanz eines höheren Rentenalters zunimmt: Für fast die Hälfte jener 60 % der befragten Erwerbstätigen zwischen 55 und 64, die eigentlich gegen ein höheres Rentenalter sind, würden solche Überbrückungsleistungen die Akzeptanz einer Rentenaltererhöhung vergrössern.

  Studie Swiss Life