Corona hat uns hinter die Bildschirme gescheucht, draussen tobt der Virus. Zwar fallen die Fallzahlen – wie schon der Name sagt – aber irgendwo zwischen der Mongolei und Tasmanien droht eine neue Variante, die uns vielleicht endgültig den Rest geben wird. Die Arbeit verrichten wir Bürolisten auf Geheiss der Regierung im Home-Office. Mit Zoom und Teams als letzter Verbindung zur Aussenwelt. Social Distancing in extremis. Und sicherheitshalber verzichten wir auf Skifahren, Museen, Theater, Restaurants und tragen als Zeichen unserer bedingungslosen Compliance eine Gesichtsmaske. Wehe, sie rutscht unter die Nase. Die allgegenwärtige Covid-Polizei in Form alarmierter Mitmenschen wird uns sofort und eher ruppig als freundlich auf den prekären Zustand aufmerksam machen.

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Elektronisch distanziert hat dieses Jahr auch die Zürcher Aufsicht ihre traditionelle Info-Tagung durchgeführt. Und den Verantwortlichen ist ein Kränzlein zu winden (besser als ein Kranz). Das war so gut gemacht, dass man den Referaten auch über Stunden gerne folgte. Und wahrscheinlich war dabei die Konzentration besser als im grossen Saal mit weit entfernten Projektionen und enger Bestuhlung. Ganz abgesehen davon, dass man bei weniger interessierenden Themen problemlos aussteigen und seine Mails erledigen konnte. Was zwangsweise ausfällt sind die Pausen mit Kaffi und Gipfeli und dem Tratsch mit alten und neuen Bekannten. Was wird nächstes Jahr sein?

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Der 20. Januar war ein historischer Tag. In den USA haben die Jakobiner die Macht übernommen. Und wie es sich für echte Jakobiner gehört, wollen sie den gestürzten König – den Tyrannen – aufs Schafott zerren. Heute geschieht das, indem man das Opfer mund-tot macht. Dank der bereitwilligen Mithilfe von Big Tech kein Problem. Während IT-Giganten sich bisher damit begnügten, unseren Konsum zu befeuern und Milliarden zu scheffeln, reicht ihnen das nicht länger. Jetzt spielen sie ungebremst ihre Macht aus.

Wer dazu jubelt, sollte die Lautstärke dämpfen. Die heutigen Profiteure können schon morgen zu den Opfern gehören. Abgeschnitten von Cloud und Internet und selbst mund-tot. Die Geschichte liefert dazu ein paar anschauliche Beispiele. Nicht zuletzt das Ende der Jakobiner selbst. Auf alle Fälle dürfte jetzt endgültig klar sein, dass wir «User» zu Geiseln der Technologie und ihrer Kontrolleure geworden sind. Brave new world.

Peter Wirth, E-Mail