image

Der Beobachter hat sich mit den formidablen Bedingungen für Staatsangestellte beschäftigt. Seine Ausführungen geben zu denken. So viel Sicherheit und so hohe Löhne und Renten gibt es sonst nirgends.

Ist der Staat zu attraktiv? «Flexible Arbeitsbedingungen und eine hohe Work-Life-Balance haben bei den Studierenden in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen», sagt Leo Marty, Geschäftsleiter von Universum Schweiz. Die Schweiz ist kein Sonderfall. In Deutschland hielten 2018 mehr als 40 Prozent der Studierenden einen Job im öffentlichen Dienst für attraktiv. Zwei Jahre zuvor waren es laut Befragungen des Beratungsunternehmens EY nur 32 Prozent.

Der Staat sei zu attraktiv geworden, warnen deshalb viele Bürgerliche und Vertreter der Privatwirtschaft. «Es darf nicht sein, dass er als steuerfinanzierter Superarbeitgeber den Firmen das Personal abwirbt», heisst es etwa beim Wirtschaftsverband Economiesuisse. Der kritisiert vor allem die Entwicklung bei den Löhnen.

Tatsächlich sind die durchschnittlichen Saläre von Staatsangestellten in den letzten Jahren stark gestiegen. Beim Bund verdient man heute im Schnitt rund 9500 Franken im Monat. Nur in der Finanzbranche sind die Gehälter noch höher. Über die gesamte öffentliche Verwaltung gerechnet, beträgt der Medianlohn 8258 Franken. Das heisst: Die Hälfte aller Sekretäre, Steuerprüferinnen, wissenschaftlichen Mitarbeiter, Fachstellenleiter und Departementsvorsteherinnen verdient mehr, die andere weniger. Seit 2012 ist dieser Wert um 4,3 Prozent gestiegen. Der gesamtschweizerische Medianlohn wuchs in dieser Zeit nur um 1,5 Prozent.

«Wie ein Lottogewinn.»
Für Sandra Tanner* war nicht der Lohn die grosse Überraschung, als sie ihre Stelle beim Kanton Zürich antrat, sondern ein grauer Umschlag, den die frischgebackene Verwaltungsangestellte Ende Januar in ihrem Briefkasten fand. Die erste Abrechnung der neuen Pensionskasse. Die 48-jährige Germanistin hatte 25 Jahre als Redaktorin bei Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. «Ich war es gewohnt, dass mein prognostiziertes Altersvermögen jährlich schrumpfte – und zwar massiv. Von rund einer Million in jungen Jahren auf etwa 500000 vor meinem Stellenwechsel.» Der Brief sollte das schlagartig ändern: Ihr Altersguthaben schnellte um fast 400000 Franken in die Höhe. «Ich konnte es kaum fassen, es war ein bisschen wie ein Lottogewinn.»

Woher kommt dieser unerwartete Kapitalsegen? Von mickrigen Zinsen und sinkenden Umwandlungssätzen bleiben Staatsangestellte ja nicht verschont. Viel entscheidender für das Altersguthaben aber sind die Einzahlungen während des Arbeitslebens – und hier lohnt sich ein Blick auf den Anteil, den der Arbeitgeber übernimmt. Falls er Staat heisst, präsentiert sich das Rentnerleben meist viel rosiger.

So legt die Pensionskasse des Kantons Zürich bei Jüngeren fast das Dreifache des Arbeitnehmerbeitrags in den Vorsorgetopf. Und selbst vor der Rente ist der Anteil mit 17,4 Prozent fast doppelt so hoch wie die minimalen 9,6 Prozent bei Angestellten. Die können ihren Anteil freiwillig noch erhöhen. Ähnlich komfortabel ist die Vorsorge beim Bund, der grosszügige 21,75 Prozent für über 55-Jährige einzahlt, während die Angestellten nur 12,5 Prozent ihres Lohns in die Vorsorge schicken.

  Beobachter