Fredy Hämmerli fasst in der Handelszeitung die aktuellen Sorgenfelder der Pensionskassen zusammen und untersucht die Chancen der diversen Vorschläge zur BVG-Reform. Ausgehend von den problematischen Vorschlägen der Sozialpartner schreibt er:

Weiteren Ideen wie etwa dem Vorschlag des Pensionskassenverbands Asip werden kaum mehr als Aussenseiterchancen eingeräumt. Der Asip will den Umwandlungssatz auf 5,8 Prozent senken. Der Ausgleich der Minderrenten soll mit den Reserven, die formell den Versicherten gehören, bereits erfolgt sein.

Als «interessant», aber ebenfalls chancenlos gilt ein Vorschlag der Pensionskassenexperten Martin Wechsler und Fabian Thommen: Sie propagieren ein Rentensplitting für Mann und Frau. Dabei würde die Witwenrente wegfallen. Für alleinstehende Frauen wäre dies von Vorteil. Für verheiratete Paare jedoch ein Nachteil. Sie müssten gegenüber heute mit tieferen Renten rechnen.

Die Folge: Keiner der Vorschläge, die auf dem Tisch liegen, dürfte die parlamentarische Debatte unbeschadet überstehen. Im Gegenteil: Es zeichnet sich ab, dass eine breit abgestützte Reform auch diesmal wieder nicht zustande kommt. Das spielt jenen meist links-grünen Kreisen in die Hände, die ganz grundsätzlich der Ansicht sind, es brauche noch auf lange Sicht keine Änderung der heutigen BVG-Regeln.

Sie bezweifeln, dass die Lebenserwartung weiter steigen wird, gehen sogar eher davon aus, dass sie wegen Bewegungsarmut, ungesunder Ernährung oder einer neuen Pandemie auch wieder sinken könnte. Die Renditen der Pensionskassen halten sie für ausreichend, um den Umwandlungssatz bei 6,8 Prozent zu belassen.

Vorausgesetzt die Vorsorgestiftungen würden die Erträge grossmehrheitlich an ihre Versicherten weitergeben, statt sie in überhöhte Verwaltungskosten und unnötig hoch aufgestockte Reserven versickern zu lassen. Zudem liessen sich die Renditen leicht erhöhen, wie der Quervergleich zu andern OECD-Ländern zeige.

Dahinter steckt nicht zuletzt die politisch gefärbte Überzeugung, dass eine Umverteilung von «reich» zu «arm» auch in der beruflichen Vorsorge wünschenswert sei. Die Volkspension auf kaltem Weg. Was sich allzu simpel anhört, darf nicht unterschätzt werden. Das Beharrungsvermögen am Status quo ist gross. Und die Argumentation hat schon zweimal beim Volk verfangen, als es um die rechnerisch klar notwendige Senkung des Umwandlungssatzes ging.