Das Drei-Säulen-System – bestehend aus AHV, beruflicher Vorsorge und privater Vorsorge – geniesst in der Schweizer Bevölkerung kein hohes Vertrauen. Besonders die Pensionskassen verzeichnen einen Vertrauensverlust, da signifikant mehr Personen ein tiefes Vertrauen in die 2. Säule angeben. Während Schweizerinnen und Schweizer 2018 noch mehr Vertrauen in die Pensionskassen als in die AHV hatten, ist es seither umgekehrt. Die AHV geniesst mehr Vertrauen als die Pensionskassen.
Raiffeisen hat die Ergebnisse des diesjährigen Vorsorgebarometers publiziert, das den Puls der Destinatäre bezüglich ihrer Altersvorsorge fühlt. Das Vorsorgebarometer basiert auf einer vom 17. bis 26. Juni 2020 durch das Link-Institut durchgeführten Bevölkerungsbefragung mit 1’028 befragten Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und auf der Analyse ökonomischer Daten. Die Umfrageergebnisse werden als repräsentativ für alle Schweizer Landesteile bezeichnet.
Das grösste Risiko für die persönliche Altersvorsorge sieht die Bevölkerung in der demografischen Entwicklung. Der Anteil der Pensionierten könnte zu gross werden, um die Kosten für die Renten durch die Erwerbstägigen zu decken würden. Dies betrifft besonders die AHV. Auch das schwierige Umfeld für die Anlage von Vorsorgegeldern bereitet Sorge. Je älter die Person, desto grösser die Furcht vor sinkender Rentabilität auf den Vorsorgegeldern.
Die Umverteilung, das heisst, dass für die aktuelle Renten- Generation zu viel Geld ausgegeben und beim persönlichen Leistungsbezug mit tieferen Renten gerechnet werden muss, wird als erhebliches Risiko wahrgenommen. Je grösser das Vorsorgewissen, desto stärker ausgeprägt ist die Befürchtung. In der Westschweiz macht man sich stärker Sorgen um einen Arbeitsplatzverlust als in den anderen Sprachregionen.
Im Vergleich zur letztjährigen Umfrage planen zudem deutlich weniger Arbeitnehmende eine Frühpensionierung. Eine Mehrheit könne sich sogar vorstellen, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten – allerdings vorwiegend in einem Teilzeitpensum. Wenig Zuspruch erhielt in der Befragung das derzeit unterschiedliche Rentenalter von Mann und Frau.
In der aus drei Säulen zusammengesetzten Vorsorge hat die zweite Säule (BVG) Vertrauen verloren. Nur noch rund 15 Prozent der im Rahmen des Vorsorgebarometers Befragten glauben an die Zukunftsfähigkeit und die Finanzkraft der beruflichen Vorsorge. Im Jahr davor lag dieser Wert noch anderthalb Prozentpunkte höher.
Der Vertrauensverlust zeige sich auch daran, dass immer mehr Personen eine Auszahlung des Pensionskassenkapitals einer Rente vorziehen würden. Die öffentliche Diskussion rund um die zunehmende Lebenserwartung und zu den sehr tiefen Zinsen hinterlasse Spuren. Die Umfrageteilnehmer rechneten bei der eigenen Pensionierung mit Leistungskürzungen.