Die Geschäftsbeziehungen zwischen Pensionskassen und ihren Destinatären verlaufen noch vielfach schriftliche mittels Formulare, viele Kassen verfügen noch über keine Website. Die NZZ berichtet über den Prototyp einer App, mit der dies grundlegend verändert werden könnte.

Ein junger Mitarbeiter der Pensionskasse der Stadt Zürich will nun die ganze Branche umkrempeln. Er heisst Ralph Büchi, ist Applikationsverantwortlicher und hat einen Prototyp für eine Softwareapplikation mit dem Namen «ClearPension» entwickelt. Seine Idee ist, dass in Zukunft jeder Arbeitnehmer in der Schweiz mit einem Log-in bequem am Handy oder am Computer auf alle Informationen zu seiner beruflichen Vorsorge zugreifen kann.

Im Prototyp der App «ClearPension» erfolgt der Kontakt zwischen dem Versicherten und der Pensionskasse digital, beispielsweise über eine einfache Chat-Funktion. Der Versicherte erhält den Vorsorgeausweis nicht mehr einmal jährlich auf Papier, sondern kann jederzeit auf eine aktuelle Übersicht seines Pensionskassenvermögens zugreifen, die bei allen Vorsorgeeinrichtungen gleich aussieht.

Hauptargument für eine Branchenlösung ist, dass die Abläufe und Prozesse bei den über 1500 Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz im Wesentlichen überall die gleichen sind. Für die Versicherten dürfte eine weitverbreitete Pensionskassen-Plattform weniger administrativen Aufwand im Alltag bedeuten.

Gleichzeitig dürfte ihnen die App helfen, die zweite Säule als Ganzes besser zu verstehen und ihre finanziellen Zukunftsperspektiven besser abzuschätzen. Der Prototyp von «ClearPension» lässt die Nutzer simulieren, wie sich Einkäufe in die berufliche Vorsorge auf das Vermögen zum Zeitpunkt der Pensionierung auswirken.

Eine definitive Zusage hat bereits die Pensionskasse der Stadt Zürich erteilt, sie verwaltet Vorsorgevermögen von mehr als 18 Mrd. Fr. «Wir sind bereit, als grosse Pensionskasse bei einem ersten Pilotprojekt mitzuwirken», sagt Ernst Welti, Vorsitzender der Geschäftsleitung, auf Anfrage. Die Idee sei «sehr vielversprechend». Die Stadtzürcher Vorsorgeeinrichtung will Büchi beim Testen der Applikation fachlich unterstützen und ihm die Versichertenbestände bei Bedarf anonymisiert zur Verfügung stellen.

Einer, der die Idee von «ClearPension» ebenfalls für zukunftsträchtig hält, ist Philippe Rohner, Leiter des operativen Geschäfts bei der Beratungsfirma PPCmetrics. «Für die Pensionskassen wäre der Effizienzgewinn im Back Office sicher erheblich», sagt Rohner. Gerade Sammelstiftungen mit mehreren angeschlossenen Unternehmen würde eine solche App helfen, die Verwaltungskosten tief zu halten.

  NZZ