Wer in einer Kasse mit hohem Rentneranteil versichert ist, hat in der Regel schlechte Karten. Der Beobachter schreibt sogar von “hoffnungslosen Fällen”. Die garantierten, überhöhten Renten fressen den Ertrag weg und bei Sanierungen werden die Aktiven erst recht zur Kasse gebeten. Im Beitrag von Bernhard Raos heisst es dazu:

Ende 2018 gab es laut der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge 45 reine Rentnerkassen, 85 Kassen mit mehr Rentnern als Aktiven und 250 Kassen, die wohl mehr Aktive als Rentner haben, aber in denen bereits mehr als 50 Prozent des Kapitals den Rentnern gehören. Wie viele dieser Kassen nicht sanierungsfähig sind, wird nicht erfasst.

Rund jeder zehnte Versicherte gehört einer Kasse mit hohem Rentneranteil an. Darunter hat es zwar auch einige sehr gut finanzierte Einrichtungen wie die SIG Pensionskasse. Mit 300 Aktiven und 800 Rentnern hatte sie Ende 2018 einen Deckungsgrad von über 130 Prozent und konnte in den letzten zehn Jahren fünfmal Zusatzrenten ausrichten.

Doch solche Kassen sind die Ausnahme. Gemäss Schätzungen fehlen rentnerlastigen Pensionskassen nötige Reserven von 120 Milliarden Franken – und das war vor der Coronakrise. Prevanto-Experte Niklewicz spricht jetzt erst recht von einer zweigeteilten beruflichen Vorsorge: «Wer das Glück hat, einer Kasse mit ausgeglichenem Altersprofil anzugehören, kann auf eine angemessene Verzinsung seines Sparguthabens hoffen. Schlimmstenfalls muss er jetzt kurzzeitig Sanierungsbeiträge hinnehmen. Die anderen, die in einer Kasse mit hohem Rentneranteil sind? Die haben Pech gehabt.»

Eine Zeitbombe. Wenn Kassen zu stark in Unterdeckung geraten und die Renten nicht mehr zahlen können, bleibt nur noch der Sicherheitsfonds BVG der zweiten Säule (Sifo). Er wird über Beiträge aller Kassen finanziert und schützt nur versicherte Löhne bis 127 980 Franken. Wer richtig Pech hat, muss nicht nur Minderverzinsung und Sanierungsbeiträge verkraften, sondern sich auch noch die Rente kürzen lassen.

Je mehr Pensionskassen rentnerlastig werden, desto stärker tickt die Zeitbombe. Und wenn sich angeschlagene autonome Pensionskassen in eine Sammelstiftung retten wollen, finden sie kaum Anbieter. «Das ist derzeit unmöglich oder zumindest äusserst schwierig», sagt Konrad Niklewicz. Es brauche eine Lösung auf nationaler Ebene.

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