… der Herr hat’s genommen. Gelobt sei der Herr. – Mit solcher Einsicht versuchten die Menschen einst, über Schicksalsschläge hinwegzukommen. In unseren gottfernen Zeiten ist solches Denken uns denkbar fremd geworden. Besonders jetzt, da der Gottesdienst als Gesundheitsrisiko strikt untersagt ist. Wir halten uns an Vernunft und Statistik und der Rest ist Zufall. Wir versprechen auch nicht mehr, eine glanzvolle Kathedrale zu errichten, wenn dereinst die Plage vorüber ist, sondern denken eher an verbesserte Frühwarnsysteme und die ausreichende Einlagerung von Gesichtsmasken. Oder an eine neue App für unsere Sicherheit. Dazu passt die Gewohnheit, nicht mehr Christi Auferstehung zu feiern, sondern den Osterhasen.

Die geringeren Mortalitätsraten scheinen uns recht zu geben. Aber die Angst ist geblieben und die Solidarität muss gesetzlich durchgesetzt werden, damit sie funktioniert. Ohne notrechtlich verordnete Zwangsmassnahme achtet jeder primär auf sein eigenes Gärtlein. Corona liefert dazu anschauliche Beispiele.

Zu nennen wäre die oftmals verzweifelte Forderung nach Mietzinsreduktionen während der erzwungenen Schliessung von Restaurants, Läden oder Coiffeursalons. Wenn dazu von einer kantonalen Kasse verlautet, man habe primär an die eigenen Versicherten zu denken, deren Gelder man verwalte, so ist das natürlich völlig richtig. Und tönt trotzdem hohl. Besonders dann, wenn es sich um eine Kasse handelt, die ganz selbstverständlich auf die Solidarität aller Steuerzahler pochte, als sie nach langer Misswirtschaft mit öffentlichen Geldern saniert werden musste. Aber der Bundesrat will dazu keine notrechtliche Verordnung, also kann man es auch lassen.

Zu bedenken wäre, dass man und mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand generell etwas für die Reputation der Pensionskassen tun könnte. Und, der Mieter einer Gewerbeliegenschaft, der jetzt das Handtuch wirft (und es sind schon viele), wird kaum rasch ersetzt werden können. Und wenn, dann möglicherweise zu anderen und bescheideneren Konditionen. Aber das braucht man den Immobilienverwaltern wohl nicht zu sagen. Darauf kommen sie hoffentlich auch selbst.

Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit.
Peter Wirth, E-Mail

PS 1. Dazu noch etwas Konkretes: Ein (privater) Vermieter in der Zürcher Innenstadt beklagt, dass die Mieter von sechs Ladengeschäften die Zahlungen eingestellt hätten. Er hätte Einbussen von über 40’000 Franken. Nachdem sogar Adidas angekündigt hat, bei Lockdown keine Mieten zu bezahlen, dürfte das kein Einzelfall sein. Absehbar: das wird noch hässlich, falls kein gegenseitiges Entgegenkommen gesucht und gefunden wird.

PS 2. Wir stellen mit einiger Verwunderung fest, dass der Bundesrat, der nach unserer Einschätzung in den letzten Jahren weder durch besondere Übersicht noch Entscheidungsfreude oder Kompetenz in seiner Geschäftsführung auffällig geworden wäre, derzeit bedingungslose Gefolgschaft für seine massiven Anordnungen findet. Die Ungläubigen sind offenbar sehr gutgläubig. Hängt vielleicht irgendwie zusammen.