Werner Enz kommentiert in der NZZ den Kauf von WTW durch Aon. Enz schreibt:

Den Führungsverantwortlichen der Brokerunternehmen Aon und Willis Towers Watson kann man Wagemut wahrlich nicht absprechen, denn mitten in einem die Finanzmärkte rund um den Globus treffenden Orkan wollen sie sich zusammenschliessen. Aon bietet den Aktionären von Willis Towers Watson 1,08 eigene Titel an, was die Zielgesellschaft – nach Massgabe des am vergangenen Freitag noch geltenden Aktienkurses – mit rund 30 Mrd. $ bewerten würde.

Würde die Transaktion plangemäss über die Bühne gehen, wären die Aon-Aktionäre mit 63% und die Investoren der übernommenen Gesellschaft mit 37% am neuen Unternehmen mit einem Börsenwert von rund 75 Mrd. $ beteiligt. Weil ein reiner Aktientausch vorgeschlagen wird, könnte sich die Rechnung in einigen Tagen aufgrund einbrechender Kurse in einem ganz anderen Licht präsentieren.

Aus einer betriebswirtschaftlichen Warte betrachtet, ergeben die Aon-Avancen viel Sinn. Die Branche steckt mitten in einer Konsolidierung. Vor anderthalb Jahren hatte Marsh & McLennan, also der grosse Gegenspieler von Aon, für den Broker Jardine Lloyd Thompson 5,6 Mrd. $ und damit das 27-Fache des Jahresgewinns bezahlt.

Aon möchte mit der Integration der selber aus mehreren Firmen zusammengeschmiedeten Firma Willis Towers Watson Synergiegewinne von 800 Mio. $ nach drei Jahren realisieren. Das wird Aon-Konzernchef Greg Case aber nur erreichen können, wenn er im Falle von Überlappungen Personal abbaut.

  NZZ