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pw. Im März letzten Jahres haben Roger Baumann und Livio Forlin, beide c-alm, eine Studie mit dem Titel «Wettbewerb in der beruflichen Vorsorge» publiziert, welche ungeahnte Aufmerksamkeit finden sollte. Auslöser war ein Kapitel, das der Rolle der Broker gewidmet war und dazu erstmals Zahlen an die Öffentlichkeit brachte. Auf insgesamt 309 Mio. Franken wurden die Aufwendungen für die Vermittler beziffert, was für den Kassensturz Anlass zu einer Sendung und heftiger Kritik am Gewerbe war. Gewerkschaften und ASIP forderten unisono Verbot von Courtagen, der Bundesrat versprach, aktiv zu werden und ein Verbot zu prüfen.

Eine genauere Lektüre der c-alm Studie hätte die Fussnoten miteingeschlossen, in welcher die Autoren die Summe aufschlüsselten und die Anteile der Assekuranz mit gesamthaft 230 Mio. angaben. Auf die Broker entfielen damit noch 176 Mio. Aber die medial wirksameren 309 Mio. dominieren die Diskussion weiterhin. Sie finden sich auch in der NZZ, wo Werner Enz eine Studie des Brokerverbands Siba vorstellt und in seinem Artikel Baumann und Forlin implizit vorwirft, sie hätten «falsch gerechnet», was auch ohne Berücksichtigung der Fussnote problematisch erscheint, wenngleich die brisanten Zahlen bei der c-alm eine detailliertere Präsentation verdient hätten. Roger Baumann, schon länger in der Kritik von Seite der Broker, die um ihr Geschäftsmodell fürchten, hat zum Artikel der NZZ u.a. folgendes festgehalten:

Es wurde nicht «falsch gerechnet» wie die Siba-Auftragsstudie suggeriert und im NZZ-Artikel dann als Überschrift prominent erscheint. Für die Aussage über die Kosten des Vertriebs in der beruflichen Vorsorge, die uns interessierten, haben wir bewusst entschieden, die Kosten für gebundene Vermittler (Aussendienst der Versicherer und Abschlussaufwendungen) dazu zu rechnen. In allen anderen Aussagen und in den Graphiken unserer Studie wurden die Beträge zwischen Versicherer und Vorsorgeeinrichtungen sowie zwischen ungebundenem und gebundenem Vertrieb getrennt.

Die Höhe der Kosten wurde in unserer Studie auch nicht kritisiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass diese Wettbewerbskosten im Entscheidungsprozess eines Anschlusses oder Anbieterwechsels zu berücksichtigen sind. Auch die Dienstleistungen der Vermittler wurden nicht in Frage gestellt. Kritisch beleuchtet wurden die Anreize im Einzelfall. Es wurde nicht zum ersten Mal dargestellt, dass im Courtagen-Modell unabhängig von der Kostentransparenz ein Anreizproblem auf verschiedenen Ebenen besteht, weil der Auftraggeber nicht die zahlende Partei ist. Die Siba-Auftragsstudie vertritt nun die Gegenthese, dass die Anreize im Courtagen-Modell unproblematisch sind und das Honorar-Modell problematischer ist.

Die Diskussion, ob in der beruflichen Vorsorge ein Honorar-Modell oder ein Courtagen-Modell richtiger ist, möchten wir der Politik überlassen. Über die apodiktische Verneinung eines Anreizproblems seitens des Siba können wir allerdings nur staunen.

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