Die Professoren Hato Schmeiser und Martin Eling haben im Auftrag des Brokerverbands Siba die “Nutzen und Kosten der unabhängigen Versicherungsvermittlung (Versicherungsbroker) für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der beruflichen Vorsorge” untersucht. Das vom Bundesrat und Pensionskassenverband geforderte Verbot von Courtagen lehnen sie ab. Im Summary halten sie fest:
Die aktuelle Diskussion mit ihrer Fixierung auf die unabhängige Versicherungsvermittlung (Versicherungsbroker) in der beruflichen Vorsorge erscheint uns vor dem Hintergrund des hohen Stellenwerts der gebundenen Vermittlung und der (deutlich geringen) Bedeutung des direkten Vertriebs sehr verengend.
Eine Beurteilung von Beratungsqualität muss immer anhand des erzeugten Kundennutzens im Vergleich zu den vorhandenen Alternativen beurteilt werden. In diesem Sinne leidet die aktuelle Diskussion zur Vergütung des Vertriebs im Allgemeinen und der unabhängigen Versicherungsvermittlung (Versicherungsbroker) im Speziellen an einer ausschliesslichen Fokussierung auf Kosten.
Ein Entscheidungskriterium, dass sich nur nach den Transaktionskosten (insbesondere Betriebs] und Vertriebskosten) des Anbieters richtet, ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Leistungen aller am Markt angebotenen Produkte (inklusive der eingeschlossenen Beratungs- und Serviceleistungen) völlig identisch sind. Dies ist in dem betrachteten Sektor offensichtlich nicht der Fall. Die vorliegende Studie entwickelt daher einige allgemeine Kriterien zur Kosten- / Nutzenabwägung und diskutiert die Risiken von Fehlberatungen. (…)
Für die Diskussion ebenfalls relevant ist die Tatsache, dass in mehreren europäischen Ländern in den vergangenen Jahren Provisionsverbote für bestimmte Finanzprodukte eingeführt wurden. Es gibt noch keine wissenschaftlichen Studien, welche die Auswirkungen entsprechender Verbote empirisch analysieren.
Das wenige vorhandene Datenmaterial deutet aber darauf hin, dass ein Provisionsverbot mit erheblichen Problemen einhergeht (Beratungslücke insb. für einkommensschwache Bevölkerungsteile, weniger Beratungsangebot, tendenziell höhere Kosten), welche die erhofften Vorteile – insbesondere einer bessere Beratungsqualität und niedrigere Transaktionskosten für die Kunden – gegebenenfalls überwiegen.
In der Szenarioanalyse werden sechs Varianten einer Marktregulierung im Hinblick auf die zu erwartenden Auswirkungen evaluiert. Es verbleiben erhebliche Zweifel, ob durch die Einführung einer reinen Honorarberatung einen Nutzen aus Sicht des einzelnen Kunden wie auch aus der Sicht der Volkswirtschaft insgesamt erzielt werden kann.
Dies insbesondere, weil der erhoffte Nutzen einer höheren Beratungsqualität nicht belegt werden kann, aber negative Folgen bereits relativ breit sichtbar sind. Die Szenarioanalyse deuten daher eher auf eine Fortführung des bisherigen Modells mit gewissen Anpassungen hin. Wir diskutieren Optimierungspotentiale im bestehenden System in den drei Bereichen Transparenz, Ausbildung und Haftung.