Die NZZ am Sonntag schreibt, weshalb die Versicherten trotz rekordhoher Performance der Pensionskassen direkt wenig davon profitieren.

Christoph Ryter ist Herr über 26 Mrd. Fr. Das viele Geld gehört den
80 000 Versicherten der Migros-Pensionskasse. Diese hat soeben ein Rekordjahr erlebt. Die Rendite von 11,9% ist die beste in diesem Jahrhundert. Trotzdem bleibt Ryter vorsichtig: «Allzu euphorisch sollten wir jetzt nicht werden.» Das Ergebnis sei zwar «erfreulich», erneut rangiert die Migros-PK in der Spitzengruppe. Dennoch sagt Ryter: «Wegen eines guten Jahres ändert sich das Bild für uns nicht grundsätzlich.»

Die nüchterne Haltung kontrastiert mit der Rekordlaune an der Börse. Laut UBS erzielten die Vorsorgeinstitute das beste Ergebnis seit Messbeginn im Jahr 2006: plus 11,1% im Durchschnitt. Grösster Renditelieferant waren Schweizer Aktien, welche 30% zulegten. Die globalen Aktien avancierten um 23%.

imageDen grössten Teil des Geldes behalten die Pensionskassen als Reserve. Die Erwerbstätigen können derweil mit einer Zinsgutschrift von durchschnittlich 2,5% rechnen, schätzt die Beratungsfirma Complementa. Das entspricht einer Summe von rund 25 Mrd. Fr. – zweifellos viel Geld. Dennoch bleibt die Frage: Könnten die Kassen nicht einen grösseren Teil des Rekordgewinns an die Versicherten ausschütten?

Einige werden das wohl tun. Doch die Pensionskassen seien Gefangene der falsch gesetzten Rahmenbedingungen, sagt Complementa-Chef Heinz Rothacher. «Wir haben in der Schweiz eine Generation von Rentnern, welche von zu grosszügigen Leistungen profitiert. Die Zeche zahlen jene Jahrgänge, welche demnächst das Pensionsalter erreichen.»

Viele Versicherte kamen noch schlechter weg. Denn hinter diesen Durchschnittswerten verbergen sich grosse Gegensätze. Publica zum Beispiel, die PK von über 60’000 Bundesangestellten, verzinst das Altersguthaben im Rekordjahr 2019 mit lediglich 1,25%. Wie viele öffentliche Pensionskassen hat auch die Publica zu geringe Reserven.

Auch jene Erwerbstätigen, die einer Vollversicherung angeschlossen sind, müssen sich mit spärlichen Ausschüttungen begnügen. Marktführer Swiss Life mit einer halben Million Versicherten zahlt gerade einmal 1%. Immerhin trägt die Versicherung in diesem Modell das volle Risiko. Somit gerät das Vorsorgevermögen nie in eine Unterdeckung.

Wesentlich besser fahren dagegen die gut 50’000 Versicherten der Sammelstiftung Profond. Per Ende November lag ihre Jahresrendite bei stattlichen 12,6%. Somit dürfte die Zinsgutschrift auf über 3% zu liegen kommen – der Entscheid wird kommende Woche publiziert. Auch die Migros-Pensionskasse verzinst das Alterskapital mit 3%.

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