imageAn einer Medienkonferenz kritisierte Herbert Scheidt, Präsident der SBVg, die Negativzinsen der Nationalbank und zeigte deren Konsequenzen auf. Scheidt führte aus:

Grosse Risiken sehen wir bei der Bankiervereinigung auch, wenn langfristig keine Abkehr vom Negativzinsumfeld gelingt. Heute, über 10 Jahre nach der Finanzkrise, scheint eine Normalisierung des Zinsniveaus in weite Ferne gerückt und das trifft in besonderem Masse die Schweiz, unsere Bürgerinnen und Bürger und unsere Banken.

Die Summe aller Negativzinsen unserer Banken bei der SNB beläuft sich pro Jahr auf ca. 2 Mrd. Franken Dieser Betrag entspricht rund 5 Prozent der Bruttozinseinnahmen und ist damit ein massiver Eingriff in die Rentabilität unserer Banken. Dagegen profitieren US-amerikanische Banken allein in diesem Jahr schätzungsweise von rund USD 30 Mrd. risikofreiem Zinsertrag. Und auch in der Euro-Zone erhalten die Banken massive Subventionen in Form von sogenannten Targeted Longterm Refinancing Operations. Banken der Euro-Zone können im Rahmen dieses Programms meist deutlich unter Marktkosten liegende Finanzierungsrunden durchführen. Je nachdem wie viele Kredite und Hypotheken die Banken über einen gewissen Zeitraum vergeben haben, erhalten sie von der EZB sogar Geld, anstatt dafür einen Zins zu bezahlen.

Aus einer geschäftspolitischen Optik sind unsere Banken innovativ, wettbewerbsfähig, stabil und sicher. Aber wie sollen sie im internationalen Wettbewerb bestehen, wenn sie durch Negativzinsen und ungleich härtere Regulierungsvorschriften derart behindert werden? Das sehen die internationalen Kapitalmärkte leider auch so und strafen die Schweizer Banken ab.

Für die Umsetzung von Basel III-Final werden wir bei der Bankiervereinigung deshalb sehr genau darauf achten, dass wir die neuen Standards nicht einführen, bevor dies auch an unseren Konkurrenzfinanzplätzen geschehen ist.

Nicht weniger wichtig sind die strukturellen Wirkungen der Negativzinsen:

• Negative Zinsen treiben die Preise in nahezu allen Anlageklassen – zumindest nominal – und wir beobachten zahlreiche sogenannte Asset Bubbles.

• In unserer Schweizer Wirtschaft bleiben die erhofften zinsinduzierten Wachstumsimpulse aus. Wir beobachten, dass rentable Unternehmen bei Negativzinsen nicht mehr investieren als bei tiefen Zinsen. Künstlich am Leben gehalten werden hingegen nicht rentable Unternehmen – mit langfristigen Schäden für die Wettbewerbsfähigkeit unserer gesamten Wirtschaft.

• Und schliesslich treffen die Negativzinsen unsere Schweizer Bürgerinnen und Bürger in ihrer Altersvorsorge, denn besonders betroffen sind die erste, die zweite und die dritte Säule. Ein nochmaliges Herabsetzen der Zinsen würde diese Problematik in jedem Fall weiter verschärfen.

Diese Beispiele verdeutlichen eindrucksvoll, welchen Schaden die Negativzinsen uns heute schon zufügen. Bedauerlicherweise werden die gesellschaftlichen, strukturellen und langfristigen Schäden umso grösser, je länger wir uns in diesem «lower forever»-Umfeld befinden. Wir bei der Bankiervereinigung stellen deshalb die Frage in den Raum, wann der Schaden so gross ist, dass bei den Negativzinsen Gegensteuer gegeben werden muss.

  Rede Scheidt