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Michael Ferber geht in einem Artikel der NZZ auf die schwierige Situation der Vorsorgeeinrichtungen mit hohen Rentnerbeständen ein. Es besteht die Gefahr, dass Kapital nachgeschossen werden muss.

Besonders grosse Probleme könnten Vorsorgeeinrichtungen mit einem ungünstigen Verhältnis zwischen aktiven Erwerbstätigen und Rentnern bekommen. «Die Gefahr, dass Rentner nachfinanziert werden müssen, ist mit dem jüngsten Zinsrutsch nochmals gestiegen», sagt Peter Zanella vom Beratungsunternehmen Willis Towers Watson. Über die berufliche Vorsorge hinweg dürften laut ihm 120 Mrd. Fr. oder mehr an Geldern fehlen. Die «Japanisierung» der Märkte in Richtung immer niedrigerer Zinsen erfordere extrem niedrige Bewertungsdiskontsätze, sagt Zanella. Diese wiederum machen es nötig, dass die Pensionskassen mehr Kapital für ihre Rentenbestände reservieren. (…)

Die FRP-4-Richtlinie ist ab Ende 2019 für alle Experten verbindlich anzuwenden. Pensionskassen mit vielen Rentnern müssen diese danach am risikoarmen Diskontsatz, also praktisch risikolos, bewerten. Es sei davon auszugehen, dass Kassen mit vielen Rentnern im Anschluss Kapital nachschiessen müssten, heisst es in der Branche. Kassen mit weniger Rentnern hingegen dürfen weiterhin einen höheren Diskontsatz anwenden, der sich nach der erwarteten Nettorendite richtet.

«Als Folge der Entwicklung droht eine Zweiteilung der Vorsorge-Welt in der Schweiz», sagt Zanella. Arbeitnehmer, die bei Kassen mit vielen Rentnern versichert sind, werden voraussichtlich noch über viele Jahre hinweg die Nachfinanzierung der Rentnerverpflichtungen über geringere Verzinsungen tragen müssen. Diese Entwicklung sei bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen. Im Gegensatz dazu sei zu erwarten, dass Versicherte in Kassen mit weniger Rentnern die erwarteten Vermögenserträge grosso modo voll gutgeschrieben bekämen. Laut Zanella stellt sich die Frage, ob diese Ungleichbehandlung wirklich gewollt ist.

  NZZ