Reto Flury beschäftigt sich in der NZZ ausgiebig mit dem Schicksal der Pensionskasse Winterthur, deren Historie der letzten Jahre sich in einer Abfolge von Schlendrian, Inkompetenz und politischem Hickhack erschöpft.

Wer in diesen Monaten mit lokalen Politikern oder Experten über den Zustand der Kasse spricht, vernimmt Wörter wie «ernst», «schwierig» oder «schlimm». Bei einer Bilanzsumme von knapp 2 Milliarden Franken fehlen der Vorsorgeeinrichtung nach eigenen Angaben rund 200 Millionen Franken – und dies, obwohl die Stadt (Budget 2019: 1,65 Milliarden Franken) vor wenigen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag eingeschossen hat und obwohl sie und das Personal Sanierungsbeiträge bezahlen.

Vor diesem Hintergrund ist in Winterthur seit Monaten ein politisches Tauziehen um die Zukunft der Pensionskasse im Gange. Die zentrale Frage lautet, wer dieses Mal geradestehen soll: die Stadt mit frischem Kapital, was ihren hochverschuldeten Haushalt weiter belasten würde? Oder die Stadt mit dem Personal, das zusätzliche Sanierungsbeiträge bezahlen soll, von denen es kaum je etwas sehen wird?

Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Streit im vergangenen März. Das Stadtparlament sollte über ein Sanierungspaket abstimmen und war in zwei fast gleich starke Lager gespalten, die sich nichts schenkten. Ohne Widerspruch blieb jedoch eine bittere Aussage von FDP-Sprecher Urs Hofer. Wenn man zurückschaue, sagte er, «muss man halt leider den Schluss ziehen, dass die Stadt Winterthur noch nie besonders gut darin war, eine eigene Pensionskasse zu führen».

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