Der Blick berichtet über die Standpunkte der Jungparteien zum Thema Rentenalter nach der STAF-Abstimmung:

Einen neuen Vorschlag, der viel politischen Zündstoff birgt, bringen die Jungen Grünliberalen in die Debatte ein. Sie wollen die AHV-Rente für reiche Rentner streichen! «Heute beziehen Tausende Superreiche eine AHV-Rente, die sie nicht zur Existenzsicherung benötigen», sagt JGLP-Co-Präsident Tobias Vögeli (23) zu BLICK.

Auf eine fixe Grenze will sich Vögeli noch nicht festlegen. Seine Partei hat aber ein Modell durchgerechnet, wonach bei einem steuerbaren Vermögen über 5 Millionen Franken die AHV entfällt. Gemäss ihrer Schätzung würde das rund 18’000 Rentner betreffen. Bei der heutigen Maximal-Einzelrente von 28’440 Franken pro Jahr summiert sich die Einsparung auf rund 500 Millionen Franken. «Die Höhe der Grenze müsste man diskutieren», sagt Vögeli. «Aber auch konservativ gerechnet würde die AHV mehrere Hundert Millionen Franken einsparen.»

Allerdings knüpft Vögeli den radikalen Vorschlag an eine Bedingung: «Im Gegenzug muss die Umverteilung in der zweiten Säule gestoppt und das Rentenalter 67 eingeführt werden.» In der zweiten Säule finde eine Umverteilung von Jung zu Alt sowie von hohen zu niedrigen Einkommen statt. «Das war nie so gedacht. In der zweiten Säule soll jeder für sich selber sparen.»

Auch die anderen bürgerlichen Jungparteien pochen auf ein höheres Rentenalter. So planen die Jungfreisinnigen bereits eine Volksinitiative, die in diese Richtung zielt. «Das Problem der steigenden Lebenserwartung müssen wir zwingend angehen», sagt Parteichef Andri Silberschmidt (25). «Um eine Erhöhung des Rentenalters kommen wir nicht herum.»

Am Montag [20.5.19] wollen die Jungfreisinnigen vier Initiativvarianten vorstellen. Genaueres will Silberschmidt noch nicht verraten. Dem Vernehmen nach ist auch das Rentenalter 66 für Männer und Frauen eine Option. Mitte Juni werden die Jungfreisinnigen über ihr definitives Initiativprojekt entscheiden. «Dann können wir nach den Sommerferien mit der Unterschriftensammlung starten und so auch Druck auf die AHV-Reform ausüben», so Silberschmidt.

«Eine Erhöhung des Frauenrentenalters ist nur ein erster Schritt, weitere müssen folgen», sagt auch Camille Lothe (25) von der Jungen SVP. Zudem dürfe der Geldhahn nicht noch weiter geöffnet werden. «Eine reine Finanzierungslösung ist Gift für die AHV und wird deren strukturelle Probleme nicht lösen», warnt sie.

Ganz anders tönt es auf der linken Seite. «Wir werden jede noch so kleine Erhöhung des Rentenalters mit einem Referendum bekämpfen», sagt Juso-Chefin Tamara Funiciello (29). «Es kann nicht sein, dass die reichsten 300 Menschen in diesem Land 60 Milliarden Franken reicher werden und man uns auf der anderen Seite erzählt, dass wir kein Geld für die AHV haben.»

Sie verweist auf die von den Juso im April eingereichte 99-Prozent-Initiative, die Kapitaleinkommen stärker besteuern will. Für sie ist klar: «Die Bürgerlichen reden die AHV schlecht, um den Sozialabbau voranzutreiben.»

  Blick / Watson