imageMichael Ferber hat für die NZZ Martin Wagner, Geschäftsführer der CS-Pensionskasse, interviewt. Themen waren die Kapitalanlagen, die Zinssituation, der Umwandlungssatz, die neuen 1e-Pläne der Kasse und alternative Anlagen. Auszüge:

Viele Pensionskassen haben in den vergangenen Jahren auf die niedrigen Zinsen mit Leistungskürzungen reagiert, die Pensionskasse der Credit Suisse ja auch. Bei manchen Pensionskassen liegen die Umwandlungssätze nun bereits bei unter 5%. Wie tief können die Umwandlungssätze fallen, ohne dass die berufliche Vorsorge in Misskredit gerät?
Bei der Gesetzgebung des BVG hat man keinen Mechanismus eingeführt, der auf die immer höhere Lebenserwartung reagiert. Wenn man das aber nicht macht, wird das Pricing bzw. werden die Umwandlungssätze immer falscher. Deshalb ist die Frage nicht, ob wir die Legitimation der zweiten Säule aufs Spiel setzen, sondern es geht schlicht um den gesunden Menschenverstand. Es ist ein Fakt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in der Schweiz seit der Einführung des BVG 1985 etwa um vier Jahre gestiegen ist. Das Schlagwort ist «ökonomische Realität». Die Schweiz ist auch ein Margenland. Ein wichtiger Teil unserer Wertschöpfung kommt daher, dass wir Sachen veredeln, Dienstleistungen erbringen. In diesem Prozess operieren die Unternehmen mit gewissen Margen. Wir können diese nicht noch mehr komprimieren, sie sind ja so schon ständig unter Druck. Vor diesem Hintergrund ist es schwierig, einfach die Beiträge an die Sozialversicherungen zu erhöhen. Ich bezweifle, dass die Wirtschaft dies mittragen wird. Von daher habe ich Respekt für Länder wie die Niederlande oder Schweden. Dort wurden Mechanismen eingeführt, wie man die Zunahme der Lebenserwartung im Generationenvertrag abbildet.

Die Pensionskasse der Credit Suisse hat ja recht einschneidende Massnahmen angekündigt, um sich auf die Zukunft vorzubereiten – unter anderem deutlich niedrigere Umwandlungssätze und ab einer gewissen Höhe einen Zwang, die berufliche Vorsorge als Kapital zu beziehen. Greifen diese Massnahmen bereits?
Ja. Als eines der Ergebnisse sehen wir, dass wir mit den neuen Pensionierungen weniger Verpflichtungen aufbauen im Rentnerbestand und auch weniger Pensionierungsverluste erleiden. Das ist die Strategie, die unser Stiftungsrat definiert hat. Die Pensionierungsverluste werden konsequent über die nächsten Jahre hinweg reduziert.

Ziemlichen Wirbel hat in der Branche auch die Einführung des Kapitalzwangs ausgelöst. Sehen Sie hier auch schon Ergebnisse?
In unserer Pensionskasse muss Altersguthaben, das aus Lohnbestandteilen über einem AHV-Lohn von 127 980 Fr. generiert wurde, als Kapital bezogen werden. Diese Umstellung, die wir bereits 2016 kommuniziert haben, war nicht leicht zu verdauen für die Mitarbeiter. Das neue Modell war aber nötig, weil sonst die langfristige Finanzierung der Pensionskasse und damit der Renten nicht gesichert gewesen wäre.

Zu den alternativen Anlagen gehören auch Hedge-Funds. Die CS-Pensionskasse soll hier ja einen recht hohen Anteil haben. Sind Sie zufrieden mit der Performance der Hedge-Funds-Anlagen?
Auch für Hedge-Fund-Manager ist das Umfeld anspruchsvoller geworden. Wir haben diese Anlageklasse letztes Jahr auf den Prüfstand gestellt und entschieden, zwei Drittel des Portfolios zu liquidieren. Es ist möglich, dass wir das Hedge-Funds-Programm ganz schliessen.

Bei welchen alternativen Anlagen denken Sie über einen Ausbau nach?
Wir denken über eine Erhöhung nach im Bereich Privatmarktanlagen, beispielsweise bei Private Equity, Infrastruktur oder Private Debt.

  NZZ