Michael Ferber schreibt in der NZZ zum “Rummel um die Rolle von Versicherungsbrokern in der beruflichen Vorsorge”:

Der Verband Swiss Insurance Brokers Association (Siba) hat dazu am Freitag Stellung genommen. Dabei geht es unter anderem um die erwähnten 309 Mio. Fr. an Aufwendungen. In dieser Berechnung seien Kosten für den eigenen Aussendienst der Pensionskassen und weitere Vertriebskosten enthalten, folglich sei diese Zahl über 40% zu hoch, heisst es in der Mitteilung.

Die Siba-Broker schüfen Transparenz, wodurch die Preise für Vorsorgeleistungen sänken. Davon wiederum profitierten Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das Courtagenmodell rechtfertigt der Verband damit, dass mit dem Abschluss der Vorsorgelösung die Arbeit für den Broker im Normalfall noch lange nicht getan sei – er überwache anschliessend das vertragliche Geschehen und berate Arbeitgeber wie Arbeitnehmer laufend.

Dietmar Praehauser, Pensionskassenexperte bei der Beratungsgesellschaft Libera AG, sieht das Modell kritisch. Einige Broker böten die Beratung auch auf Honorarbasis an oder legten ihre Courtagen zumindest offen – dann sei es am Kunden, das Modell zu hinterfragen. Er kann sich durchaus vorstellen, dass es in diesem Bereich neue gesetzliche Regelungen geben könnte. Angesichts der jüngsten Medienberichte dürften Politiker auf das Thema aufmerksam werden.

Praehauser wendet sich allerdings gegen ein generelles «Bashing» von Brokern, diese hätten in der beruflichen Vorsorge zweifellos ihre Berechtigung. Schliesslich arbeiteten sie oft im Auftrag von KMU und hälfen diesen, mittels mehrerer Offertenrunden attraktive Konditionen für die Versicherten zu erhalten, die diese sonst eher nicht bekämen. Libera tritt selbst am Markt als Broker für Firmen und Pensionskassen auf, hauptsächlich auf Honorar- und nicht auf Courtagenbasis.

Laut Willi Thurnherr, CEO Retirement & Investment bei Aon Schweiz, läuft in der beruflichen Vorsorge von KMU sehr viel über Broker. Ohne Broker dürften die Unternehmen und deren Versicherte mehr für ihre Vorsorgelösungen bezahlen. Das Courtagenmodell sei indessen etwas störend, und dies habe letztlich wohl auch die Kritik an dem Berufsstand ausgelöst. Die Broker sollten sich auf Basis der geleisteten Arbeit bezahlen lassen.

Allerdings seien viele Kunden auch zu passiv und schauten sich die Vergütungsmodelle gar nicht genau an, insofern hätten sie auch eine Mitschuld. Eine Gesetzesänderung hält Thurnherr indessen für eine übertriebene Massnahme, um auf das Problem zu reagieren.

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