Der Lausanner Professor für Nachhaltigkeit Peter Knoepfel will jüngeren Stimmbürgern ein politisches Veto gegen die Alten verleihen. Im Gespräch mit der “Republik” erklärt er, warum man ein Diktat der Rentnerinnen verhindern müsse. Auszüge:

Herr Knoepfel, Sie sind 70 Jahre alt, ich 41. Sie fordern, dass meine Stimme mehr politisches Gewicht haben soll als Ihre.
Richtig.

Wieso das?
Weil Sie doppelt unter einem Entscheid leiden oder von ihm profitieren werden. Ich habe noch zwanzig Jahre zu leben, vielleicht auch nur zehn. Ein politischer Entscheid, der jetzt gefällt wird, betrifft mich viel weniger als Ihre Generation. Sie werden die Probleme der AHV tatsächlich zu spüren bekommen. Darum mein Vorschlag, der Ihnen jetzt noch vier Jahre doppeltes Stimm­recht geben würde, bis Sie 45 sind.

Wie soll das funktionieren?
Wir kennen heute bereits das doppelte Mehr bei Verfassungsbstimmungen in Form des Stände­mehrs. Ich würde bloss den heutigen Verfassungstext ergänzen. Es ist eine Idee, die ich jüngst für die Festschrift von Luzius Mader erarbeitet habe, der stellvertretender Direktor des Bundes­amtes für Justiz war. Der Auftrag an uns Autoren war: Macht Vorschläge, wie die Bundes­verfassung reformiert werden könnte.

Und von Ihnen stammt der Vorschlag der Sperrminorität der Jungen.
Genau. Das hiesse dann in Artikel 142 zu Abstimmungen: «… sind angenommen, wenn die Mehrheit der Stimmenden und die Mehrheit der Stimmenden im Alter unter 45 Jahren sich dafür aussprechen.»

Das heisst, meine Stimme bleibt eine Stimme, aber sie würde einer Hürde zugerechnet, einer Art Jungen-Veto.
Ja, bei einer Verfassungs­abstimmung wären dann drei Mehr nötig. Das der Gesamtheit der Abstimmenden, das Stände­mehr und das Mehr der jungen Stimmen.

Sie sprechen die demografische Entwicklung an. Wenn in fünfzehn oder zwanzig Jahren die 65-Jährigen die grösste Gruppe ausmachen, könnten Rentnerinnen an der Urne alle anderen überstimmen.
Ja, die Alten werden noch viel mehr politischen Einfluss haben als heute. Wenn sie den für sich nutzen, etwa bei der Gestaltung der Alters­vorsorge, kann das verheerende Folgen haben. Der Beitrag der jungen Generation könnte überstrapaziert werden. Dasselbe gilt für die Klimapolitik, mit der ich mich seit vielen Jahren befasse. Die grossen Verlierer sind auch hier die Jungen. Schwierig könnte es auch beim Steuer­system werden und bei der Finanzierung des Gesundheitswesens.

  Republik