Die NZZ hält wenig von der Kuprecht/Rechsteiner-Initiative, die Einnahmen der Nationalbank den Pensionskassen zugut kommen zu lassen. Es liessen sich belieb weitere Felder denken, für welche die Gelder eingesetzt werden könnten.

Wieso nicht zum Beispiel zur erleichterten Aus- und Weiterbildung der Jüngeren, damit diese den technologischen Wandel erfolgreich meistern? Oder zur Verbesserung der Infrastruktur? Das sind politische Fragen, mit denen Parlamentarier von links und rechts gerne in den Wahlkampf ziehen können.

Aber es sind Fragen, welche die SNB als technokratische Institution nicht kümmern sollen; das wäre Gift für ihre gerade auch im Zuge der Finanzkrise unter Beweis gestellte Unabhängigkeit und Effizienz. Vorschläge wie jener, die SNB zur Finanzierung der Pensionskassen einzuspannen, sind deswegen als das zu demaskieren, was sie sind: billige Wahlkampftricks, die das Land sehr teuer zu stehen kämen.

Auch Werner Vontobel ist wenig angetan. Er schreibt im Blick:

Aus Sicht des Versicherungslobbyisten Kuprecht ist dieser Vorstoss verständlich. Für den Sozialdemokraten und ehemaligen Gewerkschaftsboss Rechsteiner macht das allerdings weniger Sinn. Seine Klientel würde von den zwei Milliarden kaum profitieren. Gemäss der neusten Statistik der Neurenten kommt nicht einmal die Hälfte aller neuen Rentner in den Genuss einer BVG-Rente. Bei den Frauen sind es sogar nur gut ein Drittel.

Kommt dazu, dass die Pensionskassen-Renten sehr ungleichmässig verteilt sind. Das reichste Viertel kassiert gut dreimal mehr als das ärmste. Die 1000 Milliarden der Pensionskassen sind ein Spartopf der Reichen. Und auch die Finanzindustrie verdient mit. Die Verwaltung der Billion bringt ihr jährlich gut sechs Milliarden Franken ein.

Mit dieser Summe aus der Verwaltung der Gelder könnte man in der Logik von Rechsteiner und Kuprecht die BVG-Renten sogar um rund 20 Prozent erhöhen.

Desgleichen Jérôme Cosandey von Avenir Suisse. In der NZZ heisst es zu seiner Position:

Jérôme Cosandey von dem liberalen Think-Tank Avenir Suisse wandte sich gegen die Forderung von Rechsteiner und Kuprecht. Diese sei nicht neu, wahrscheinlich sei sie mit dem Wahljahr oder dem schwierigen Anlagejahr 2018 zu erklären. Käme die Forderung durch, wäre dies allerdings wohl ein Dammbruch, sagt er. Akteure aus vielen anderen Bereichen, die ebenfalls Sozialversicherungscharakter hätten, würden vermutlich ebenfalls Forderungen stellen. Das grösste Übel an der derzeitigen Situation sei nicht der Negativzins per se, sondern das allgemein tiefe Zinsniveau, sagt Cosandey.

Auch Philippe Béguelin in der FuW den Sinn einer solchen Transaktion nicht ein:

Die geforderte Zahlung bringt nichts und wäre zudem ein falsches Signal. Weshalb sollen nur die Pensionskassen einen Zustupf erhalten, alle anderen Sparer aber nicht? Und wenn dann die SNB dereinst den Negativ- zum Nullzins befördert, was die Altersvorsorge auch nicht substanziell unterstützt, soll dann die Zahlung versiegen? Bund und Kantone erhalten ja ebenfalls jährlich 2 Mrd. Fr., gespeist aus den SNB-Gewinnreserven. Weshalb nicht mehr abschöpfen, es geht doch um unsere Renten?

Keine Überraschung, dass sich economiesuisse mit dem Vorschlag nicht anfreunden kann:

Die populistischen Schnellschüsse auf Basis einer falschen Problemanalyse setzen am falschen Ort an, würden massive Kollateralschäden zeitigen und sind daher nichts anderes als untauglich.

Positiv dagegen die Haltung der Teilnehmer einer Cash-Umfrage. 70% sind für die Verteilung der Gelder an die berufliche Vorsorge.

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