Wer einmal eine Rente aus der zweiten Säule hat, kann sich sicher sein, dass sie immer gleich hoch ist. Ist das gerecht? Oder sollten Rentner nicht auch ihren Beitrag leisten, wenn es an den Märkten abwärts geht und die Pensionskassen schlechte Anlagerenditen erzielen? Das Streitgespräch im «Trend» zwischen Josef Bachmann (ex PwC) und Thomas Schönbächler (BVK), Leitung Jacquelin Jacquemart. In der Sendung von SRF ab 13 Min.
Februar 10, 2019
Fast jeder Zweite wählt die Frühpensionierung
Dominik Feldges befasst sich mit der anhaltenden Beliebtheit der Frühpensionierung bei den Schweizer Erwerbstätigen.
Die Schweizer tun sich schwer mit dem ordentlichen Pensionierungsalter. Zwar ist in der Bevölkerung der Anteil der Erwerbstätigen unter den 55- bis 64-Jährigen seit Anfang der 1990er Jahre erfreulicherweise von knapp 64 auf über 74 Prozent gestiegen, doch noch immer gehen fast 40 Prozent der Schweizer vorzeitig in Rente. Zugleich arbeitet laut Angaben des Bundesamtes für Sozialversicherungen rund ein Drittel über das AHV-Alter hinaus, oft als Selbständigerwerbende oder mit einem Teilzeitpensum. Zum ordentlichen Zeitpunkt, also für Männer im Alter von 65 Jahren und bei Frauen mit 64, erfolgt nur gut ein Viertel der Pensionierungen.
Angesichts der demografischen Entwicklung wächst indes das Bewusstsein, dass sich die Schweizer Wirtschaft die vielen Frühpensionierungen nicht mehr leisten kann. Dachorganisationen wie der Schweizerische Arbeitgeberverband oder die Vereinigung der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem) schlagen Alarm und weisen darauf hin, dass diverse Betriebe in den kommenden Jahren mit einer Welle von Abgängen bei ihren Mitarbeitern fertigwerden müssten.
Wie Ökonomen der Grossbank UBS berechnet haben, droht bis 2027 allein wegen der Tatsache, dass vermehrt Angehörige der geburtenstarken Babyboomer-Generation das Pensionierungsalter erreichen werden, eine Lücke von mehreren hunderttausend Arbeitskräften. Diese wird sich, so ist man sich in Wirtschaftskreisen einig, nicht durch eine verstärkte Zuwanderung schliessen lassen. Einer derartigen Lösung stünden die Massnahmen, die nach der Annahme der Volksinitiative zur Begrenzung der Masseneinwanderung eingeleitet worden seien, klar im Weg.
NZZ / Studie UBS /
Negativstimmung–Negativzinsen
Daniel Hug exploriert in der NZZ am Sonntag die Aussichten für eine Erhöhung der Leitzinsen und damit für ein Ende der Negativzinsen in der Schweiz. Sie scheinen schlecht.
Schweizer Anleger und Pensionskassen werden länger mit den Negativzinsen leben müssen als bisher angenommen. In den letzten Wochen haben sich die Perspektiven in den grossen Wirtschaftsnationen deutlich eingetrübt. Am Donnerstag hat die EU-Kommission ihre Prognose für das wirtschaftliche Wachstum in Europa markant nach unten korrigiert: Statt wie bisher um 1,9% soll die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr bloss noch um 1,3% zunehmen.
Weil die Schweizerische Nationalbank die Zinsen nicht anheben kann, ohne dass sich der Franken aufwertet, wird sie warten müssen, bis die EZB erstmals an der Zinsschraube dreht. Zudem läuft der Schweizer Wirtschaftsmotor in diesem Jahr spürbar langsamer, statt 2,5% wie 2018 werden im laufenden Jahr bloss 1,5% Wachstum erwartet. Das ist der falsche Zeitpunkt für höhere Zinsen, die tendenziell eine bremsende Wirkung haben.
Alles deutet darauf hin, dass wir noch länger mit den ärgerlichen Negativzinsen leben müssen. Der Druck auf die Nationalbank, die Negativzinsen zu beenden, habe zwar in den letzten Monaten «deutlich zugenommen», beobachtet UBS-Ökonom Alessandro Bee. «Nach vier Jahren negativer Leitzinsen werden die Nebenwirkungen für den Finanzsektor und die Pensionskassen immer stärker sichtbar», schreibt er in seiner Analyse. Der Widerstand gegen «die heute praktizierte Geldpolitik» steige.
Für die Anleger sind das schlechte Aussichten. «Die Negativzinsen stellen ein Ärgernis dar», schimpft Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands. «Sie belasten alle Versicherten zusätzlich.» Überdies steige der Aufwand für die Pensionskassen, die Zinskosten tief zu halten. «Die Banken kürzen tendenziell bestehende Guthaben-Limiten, welche noch nicht von einer Negativverzinsung betroffen sind», so Konrad. Sein Verband verlange seit Jahren eine Ausnahmeregelung.
«Die Zinskontrakte, die sich in die Zukunft richten, signalisieren keine Leitzinserhöhung im laufenden Jahr», bestätigt Pictet-Stratege Frangulidis. Der Verzicht auf die Zinserhöhungen hat zwar vorübergehend die Aktienkurse befeuert, aber auch dieser Impuls scheint schon wieder zu verebben. Denn gleichzeitig wurden die Schätzungen für die Gewinne der US-Firmen deutlich reduziert.
Im November ging man noch von einem Gewinnwachstum von 11% im laufenden Jahr aus, heute prognostizieren die Banken im Schnitt noch 5,8%. «Wir glauben, dass auch das noch zu hoch ist – und rechnen eher mit 3%», sagt Frangulidis.