Das Tiefzins-Umfeld facht den Ansturm von Fondsfirmen auf die Schweizer Pensionskassen zusätzlich an. Wie Recherchen von finews.ch zeigen, gehen die Vorsorgewerke zur Gegenwehr über – mit Schwarzen Listen?

Grosse Pensionskassen lassen schon längst keine Asset Manager mehr durch; diesen Job erledigen die vorgeschobenen Beraterfirmen – sie müssen die Spreu vom Weizen trennen. Eine intensive Aufgabe, wie von einem dieser Anbieter zu erfahren ist. Pro Jahr gingen bei ihm über 1’000 Anfragen ein, mehrere an jedem Tag. Mittlerweile sei man dazu übergegangen, dafür extra eine Person abzustellen.

«Führen die Pensionskassen eine schwarze Liste? Ich hoffe es!», sagt der Berater.

Auf der anderen Seite, bei den Vertriebsprofis, sucht man den Fehler auch bei sich selber. Es seien immer noch zu viele Anbieter unterwegs, welche die Bedürfnisse der Kassen nicht genau recherchieren und in der Folge den Kunden «die Zeit stehlen» würden. Damit verbaue man sich weitere Chancen, warnen sie.

Derweil existieren im Metier noch Praktiken, die in Zeiten der überforderten Pensionskassen-Organe schnell für Überdruss sorgen. So werden gewisse Vertriebsleute immer noch nach Anzahl Meetings entlöhnt – ein Steilpass, möglichst viele Klinken zu putzen.

«Schwarze Listen? Das würde ich auch machen, um nicht mit mühsamen Verkäufern die Zeit zu verplämpern. Wenn ich einer Person zweimal erkläre, dass ich nicht interessiert bin, nehme ich beim dritten Mal den Hörer nicht mehr ab», sagt ein erfahrener Finanzexperte, der sowohl aufseiten der Pensionskassen als auch im Fondsvertrieb gearbeitet hat. «Daran ist nichts falsch, denke ich.»

Falsch erscheint höchstens, dass es solche geheime Ausschluss-Instrumente überhaupt zu brauchen scheint – letztlich wohl eine weitere Folge des extrem fragmentierten Schweizer Finanzmarkts.

  Finews