Thomas Hengartner befasst sich in der Finanz und Wirtschaft mit den Folgen steigender Vorsorgeverpflichtungen für die Konzernrechnungen von Firmen, die gemäss IAS bilanzieren. 

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Unter den Schweizer Konzernen hat Nestlé die grösste Vorsorgeverpflichtung bilanziert. Der Schuldbetrag entsprach Ende 2017 gut 7 Mrd. Fr. oder etwa 10% des gesamten Fremdkapitals der Nahrungsmittelgruppe. Der Pharmamulti Novartis führte gut 3 Mrd. Fr. Vorsorgeverpflichtung in der Bilanz, was knapp 6% der gesamten Verbindlichkeiten ausmacht. Swisscom bilanzierte 1 Mrd. Fr. Vorsorgeschulden, entsprechend gut 7% des Totals aller Verpflichtungen.

Internationale Rechnungslegungsnormen verlangen von den Konzernen, ein Deckungsmanko ihrer Pensionskasse oder sonstiger vertraglicher Altersleistungen als Finanzschuld bilanzieren. Die Krux dabei ist, dass die Regeln von IFRS viel strenger sind als die der schweizerischen Norm Swiss GAAP FER, die von den Pensionskassen befolgt werden muss. Die Konzernrechnung zeichnet deshalb oft ein dramatischeres Bild der Finanzlage der betrieblichen Altersvorsorge.

Die Situation hat sich Ende 2018 verschärft, weil wegen der Börsenkorrektur die Vorsorgevermögen kräftig einbüssten. Gleichzeitig fiel der Diskontsatz im vierten Quartal wieder zurück. Das ist relevant, denn der Barwert künftiger Geldströme verteuert sich, je geringer der verwendete Diskontfaktor ist.

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Im Schlussquartal des abgelaufenen Jahres korrigierte der Diskontsatz für zwanzigjährige Verpflichtungen gemäss Angaben des Pensionsberaters Libera von 1,17 auf 0,92%. Für zehnjährige Verpflichtungen errechnete Libera ein Sinken des Diskontfaktors von 0,8 auf 0,6%. Taktgeber sei das Erodieren der Renditen von Unternehmensanleihen guter Qualität von entsprechender Restlaufzeit, schreibt Libera. (…)

Eine Erleichterung unter der IFRS-Norm erschliesst sich mit einem Risk Sharing. Gemeint ist damit eine vertragliche Regelung der Risikoaufteilung zwischen dem Unternehmen und den Beschäftigten. Der Telecomkonzern Swisscom beschreibt im Geschäftsbericht, 2016 sei dank der Einführung des Risk Sharing ein positiver Bilanzeffekt von 856 Mio. Fr. entstanden. Ende 2017 betrug die Vorsorgeverpflichtung gut 1 Mrd. Fr. (…)

Eine Senkung des Umwandlungssatzes für künftige Renten vermindert längerfristig ebenfalls die Höhe der Verpflichtungen. In die gleiche Richtung wirkt, die Kaderpensionskasse nach dem Modell 1e aufzusetzen. Dabei wird der Sparbeitrag auf Lohnteilen oberhalb rund 130 000 Fr. vom einzelnen Versicherten gemäss den kassenspezifisch angebotenen Anlagestrategien selbstverantwortet investiert. «Weil die Arbeitgeberfirma bei einer Kaderkasse mit 1e-Modell kein Sanierungsrisiko trägt, kann auch keine zu bilanzierende Vorsorgeverpflichtung entstehen», erklärt Neukomm (WTW).

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