Zum Anlass des 20jährigen Jubiläums hat der ASIP drei Studien in Auftrag gegeben und anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung in Lausanne vorgestellt. Die Aufträge dazu gingen an BAK, c-alm und Prof. Zimmermann.

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BAK Economics untersucht die volkswirtschaftliche Bedeutung und zentrale sozialpolitische Bedeutung der Pensionskassen. Dabei wird unter dem Titel “Lagebeurteilung und Entwicklung” umfangreiches Zahlenmaterial dargestellt und analysiert. Die sehr ausführliche Studie bietet einen umfassenden Einblick in Struktur und Funktionsweise der beruflichen Vorsorge und der Destinatäre incl. diversen Vergleichen mit dem Ausland.

c-alm befasst sich mit der beruflichen Vorsorge im Tiefzinsumfeld und erstellt unter dem Titel “Leistungsanspruch, Solidaritäten und Zukunftsausrichtung” eine “Auslegeordnung nach der Ablehnung der Rentenreform AV2020”. Auch in dieser Studie wird dem Leser viel grundsätzliches Wissen zur 2. Säule und ihrer technischen Funktionsweise mit mehrjährigen Verlaufsgrafiken geboten. Ein eigenes Kapitel ist Vergleichen mit der AHV und privaten Vorsorgelösungen gewidmet. Im Vorwort heisst es :

Die Studie zeigt, dass trotz Tiefzinsphase die politischen Modellvorgaben in der Vergangenheit weit übertroffen wurden. Auch für die Zukunft ist kein anderes Vorsorgesystem besser gerüstet, wenn es darum geht, den vorgesehenen sozialpolitischen Leistungsauftrag zu erfüllen. Die 2. Säule hat zwar wie jedes andere Vorsorgesystem mit den tiefen Zinsen und der demographischen Entwicklung zu kämpfen. Sie hat dabei allerdings einen entscheidenden Vorteil:
Sie kann substanzielle Kapitalmarktrisiken eingehen, ohne die Versicherten substanziellen Kapitalmarktrisiken aussetzen zu müssen.

Hierfür braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, die in der Studie beleuchtet werden. Darauf aufbauend werden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet, letztlich mit dem Ziel, trotz widriger Umstände ein sozialpolitisches Leistungsziel erfüllen zu können, ohne aber dabei auf unerwünschte systematische Umverteilung abstützen zu müssen.

Prof. Heinz Zimmerman und Prof. Yvonne Seiler-Zimmermann stellen ihre Arbeit unter den Titel “Kapitalgedeckte Vorsorge im Nullzinsumfeld”. Im Summary stellen sie fest:

Eine höhere Rendite auf dem Kapitalstock lässt sich mit Risikoprämien verdienen, was voraussetzt, dass Vorsorgeeinrichtungen langfristig in riskante Anlagen investieren können. Die heutige Fokussierung auf sichere Renten auf hohem Niveau und den damit verbundenen, kurzfristigen und marktfernen Verzinsungs- und Deckungsvorschriften muss hinterfragt werden. Ein leistungsfähiges Kapitaldeckungs-verfahren erfordert ein neues Verständnis beim Umgang mit Anlagerisiken.

Dies bedeutet, dass sozialpolitische, d.h. auf Umverteilung und Solidarität ausgerichtete Zielsetzungen der Vorsorge deutlich vom Vorsorgesparen separiert werden müssen. Ein Auffangnetz, das ein Minimalauskommen im Alter sicherstellt, muss im Rahmen der sozialpolitischen Debatte etabliert werden. Unterstrichen werden sollte, dass weder das System der drei Säulen noch der beruflichen Vorsorge als solche in Frage zu stellen sind, aber ein Reformbedarf im Zusammenhang mit den Leistungsgarantien der 2. Säule besteht.

Die beiden Autoren entwickeln auf dieser Ausgangslage ihre Positionen zu Rentensicherheit und Rentengarantie, die nicht nur von der Meinung der c-alm Autoren abweicht, sondern auch von den generell im ASIP vertretenen Vorstellungen. Die Kapitalmarkttheoretiker begründen dies mit viel Zahlenmaterial von den Kapitalmärkten im Zusammenspiel mit den Mechanismen der 2. Säule. Dabei wird u.a. auch aufgezeigt, dass ein echtes Kapitaldeckungsverfahren auch bei Nullzinsen effizient sein kann.

Ein Kasten ist in ihrer Studie gängigen Fehlüberlegungen gewidmet. Dort ist zu lesen:

  • Aktuelle Tiefzinsphase ist vorübergehend. Ja, aber Zeitpunkt eines Anstiegs nicht bekannt. Gefahr hoher Umverteilung zwischen Generationen besteht.
  • Staatsanleihen fremder Währung rentieren besser als CHF-Anleihen. Nein, nicht möglich, da in effizienten Märkten die Zinsparität gilt.
  • Aktienrenditen sind über lange Zeithorizonte fast sicher. Tatsächlich können die durchschnittlichen Renditen über einen langen Zeithorizont genauer prognostiziert werden. Relevant für das Anlageergebnis sind jedoch die kumulierten Renditen. Diese werden nicht sicherer.
  • Aktien rentieren bei längerem Zeithorizont mit immer grösserer Wahrscheinlichkeit besser als eine risikolose Anlage. Diese Aussage ist korrekt – aber die Wahrscheinlichkeit ist ein unzureichender (oder sogar irreführender) Indikator für das Anlagerisiko.

Insgesamt bieten die drei Studien viel aufschlussreichen und zu Diskussionen Anlass gebenden Lesestoff und sollten auch für die laufende BVG-Revision herangezogen werden. Sie können als pdf-Texte beim ASIP heruntergeladen werden. Basierend auf den Studien hat der ASIP Grundsätze definiert, die für die Zukunft der beruflichen Vorsorge zu beachten sind. Diese sollten auch als Grundlage für die bevorstehenden Debatten zur BVG-Reform dienen.

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