Hansueli Schöchli schreibt in der NZZ mit Bezug auf die Nationale Konferenz zu älteren Arbeitnehmern vom 26.4.2018:

Für Ältere ist nach einer Entlassung die Stellensuche typischerweise deutlich schwieriger als für Jüngere. Das hat am Donnerstag die Nationale Konferenz zu den älteren Arbeitnehmern erneut bestätigt. Doch wenn politische Akteure mit dem Hinweis auf ältere Arbeitslose die Erhöhung des Rentenalters ablehnen, ist dies klassischer Etikettenschwindel. In jener Logik wäre das Rentenalter auf null zu senken, denn es gibt auch arbeitslose 45-Jährige, 35-Jährige und 25-Jährige.

Die Erwerbslosenquote der 55- bis 64-Jährigen einschliesslich Ausgesteuerter (knapp 4%) ist sogar geringer als jene der Gesamtbevölkerung (knapp 5%). Das heisst nicht, dass kein Arbeitgeber Vorurteile gegenüber Älteren hätte. Die Definition von «Älteren» hängt jedoch auch vom ordentlichen Rentenalter ab. Läge dieses zum Beispiel bei 40, gälten schon 37-Jährige als «alt», und läge es bei 80, gälten 60-Jährige noch als «jung».

Die Bürger mögen aber nach wie vor gegen eine Erhöhung des Rentenalters sein. Wünschbar wäre aber ein bisschen mehr Ehrlichkeit. Man vergesse das angenehme Schwindelargument des Arbeitsmarkts und sage doch einfach, worum es geht: das Bestreben, die eigenen Privilegien möglichst lange zu halten und die Rechnung dafür den kommenden Generationen anzuhängen.