Hansueli Schöchli zeigt in der NZZ die Mechanismen in der 2. Säule auf, deren transparente Offenlegung für eine echte Reform notwendig sind, die aber als politisch heikel gelten. Die verbreitete Geldillusion – man hält sich an nominelle Werte und übersieht die realen – macht die Sache noch schwieriger. Schöchli schreibt:

Das Problem der Geldillusion zeigt sich beim Umwandlungssatz drastisch. Bei Einführung des Gesetzes über die berufliche Vorsorge (BVG) 1985 lag der Mindestumwandlungssatz bei 7,2%. Heute läge ein rechnerisch korrekter Satz wegen gesunkener Nominalrenditen und gestiegener Lebenserwartung bei etwa 5%, doch das gesetzliche Minimum für das BVG-Obligatorium beträgt noch 6,8%. Die Reduktion von 7,2 auf 5% gäbe eine Senkung der nominalen Jahresrente um etwa 30%. Das klingt schlimm, aber ein grosser Teil ist kompensiert durch die Reduktion der Teuerung.

In den zwanzig Jahren vor 1985 betrug die Inflation im Mittel über 4% pro Jahr, von 1985 bis 1995 waren es noch rund 3% und seither nur etwa 0,5%. Laut der Beratungsfirma PPCmetrics führte von 1995 bis 2013 die Differenz zwischen der ursprünglich eingerechneten Inflation und der effektiven Teuerung zu einem Rentenniveau, das real rund einen Viertel höher war als geplant.

Hinzu kommt die gestiegene Lebenserwartung. Allein schon dadurch wuchs die Rentenleistung seit 1985 trotz Erhöhung des Frauenrentenalters um 15 bis 20%. Insgesamt würde also eine Senkung des nominalen Umwandlungssatzes auf 5% höchstens zu einem kleinen Teil eine Reduktion der realen Rentenleistung im Vergleich zu 1985 spiegeln. Dies räumen auch Politiker und Lobbyisten ein. Doch erklären wollen sie die Sache nicht, da dies «kaum vermittelbar» sei. Das zeigt vor allem, was die politischen Akteure vom Volk halten.

  NZZ