imageThomas Helbling, Direktor des Schweiz. Versicherungsverbands, kritisiert in der NZZ übertriebene Ansprüche der Aufsicht, welche das Modell der Vollversicherung gefährden.

Ultimativer Gradmesser für den Kundenschutz ist die Höhe des Eigenkapitals des jeweiligen Versicherungsunternehmens. Diese Kapitalanforderungen werden weitestgehend von der Finma über die von ihr im Swiss SolvencyTest (SST) festgelegten Parameter bestimmt.

Dabei geht die Aufsicht von einer Vielzahl von extremen Risikoannahmen aus, was die Anforderungen an die Versicherer zur Kapitalhinterlegung derart in die Höhe geschraubt hat, dass diese ihre Vollversicherungslösungen für Neukunden nicht mehr zu wirtschaftlich attraktiven Konditionen anbieten können. Damit besteht die Gefahr, dass ein sehr wichtiges Instrument der beruflichen Vorsorge wegfallen könnte. 

Vor allem für kleine und mittelgrosse Firmen ist die Möglichkeit, das gesamte Risiko der beruflichen Vorsorge an einen Versicherer abzutreten, eine Frage der Existenz und Überlebensfähigkeit. Deshalb sind heute rund 1,2 Millionen Personen oder 23 Prozent aller in der beruflichen Vorsorge Versicherten einer Vollversicherung angeschlossen. Der Kundenschutz hat oberste Priorität. In diesem Punkt ist sich die Versicherungswirtschaft mit der Finma einig.

Übertriebenes Sicherheitsdenken und Kapitalanforderungen, die das Geschäftsfeld der Versicherer unnötig beschneiden, bedeuten jedoch, dass der exklusive Schutz einer Vollversicherung für den Kunden unbezahlbar wird, die Nachfrage sinkt und das Angebot verschwindet. Der von der Aufsichtsbehörde angepeilte maximale Kundenschutz wird so für die vielen KMU und ihre Mitarbeitenden zum Bumerang. Er bringt mehr Schaden als Nutzen.

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