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Im Tages-Anzeiger schreiben Robert Mayer und Laura Frommberg:

Was der Ausstieg von Axa aus der Vollversicherung für die Verbandsmitglieder bedeute, wollte diese Zeitung von Swissmem wissen. Die Antwort: «Diese Fragestellungen gehören nicht zu unseren Kernthemen.»

Einiges deutet indes darauf hin, dass das Thema viele Swissmem-Mitglieder beschäftigen dürfte. Vor allem kleinere und mittelgrosse Unternehmen könnten durch das schrumpfende Angebot an Vollversicherungen in Schwierigkeiten geraten. «Der Blick auf die KMU macht mir Sorgen», sagt Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands. «Viele haben nicht das nötige Know-how und die Ressourcen, um die Risiken im BVG zuverlässig einschätzen zu können.»

Doch immer mehr von ihnen dürften in Zukunft dazu gezwungen werden, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Denn: Die berufliche Vorsorge ist für die Versicherer ein schwieriger Markt – und die angekündigte Neuausrichtung der Axa-Gruppe wirft ein grelles Schlaglicht darauf. (…)

Nach dem Ausstieg von Axa gibt es noch fünf Anbieter von Vollversicherungen: Swiss Life, Baloise, Helvetia, Allianz Suisse und Pax. Die Zurich hatte sich bereits 2003 auf das Angebot von teilautonomen Lösungen beschränkt. Martin Wechsler, ein profunder BVG-Kenner, äusserte die Vermutung, dass als Nächste wohl die Allianz Suisse – wie Axa mit einer ausländischen Konzernmutter – aus dem Geschäft mit Vollversicherungen aussteigen werde. Gemäss eigenen Aussagen wollen die verbliebenen Versicherer zumindest vorderhand an diesem Angebot festhalten.

Cash schreibt:

Die Bâloise und die Helvetia bleiben in der Beruflichen Vorsorge (BVG) – wie die Swiss Life – dem Vollversicherungsmodell treu. Die Bâloise verfolge jedoch seit einigen Jahren die Strategie, nur noch selektiv Vollversicherungsverträge zu zeichnen, heisst es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. Unabhängig von strategischen Entscheidungen von Mitbewerbern werde die Bâloise an diesem Geschäft festhalten.

Ähnlich tönt es bei Helvetia: Man setze alles daran, um den KMU in der Schweiz auch nach der Ablehnung der Vorlage zur Altersvorsorgereform 2020 eine breite Palette an Lösungen in der zweiten Säule zu bieten. Dazu zählen nebst der Vollversicherung, teilautonome Lösungen und reine Risikoversicherungen für autonome Pensionskassen. Bei Vollversicherungen sieht sich die Helvetia aber gezwungen, im Neugeschäft selektiver als früher zu agieren. So will sie Verlustquellen für bestehende Kunden gering halten.

Ergänzend zum Vollversicherungsangebot offeriert die Bâloise am Markt mit der Sammelstiftung Perspectiva seit einiger Zeit auch eine teilautonome Lösung an, wo die Kunden die Anlagerisiken tragen. Ob Vollversicherung oder teilautonome Lösung, die Politik bleibe gefordert, um eine «gangbare Lösung» für die Altersvorsorge im Allgemeinen und für die 2. Säule speziell auszuarbeiten, fordern die Basler. Auch Helvetia sieht «dringenden» Reformbedarf. Für die Anbieter der 2. Säule stelle sich die Frage, wie sie das Geschäft weiter anbieten können.

In der Handelszeitung heisst es:

Mit dem Rückzug fielen gerade mal 30 Millionen Franken Gewinn weg, prognostiziert die Axa. Gleichzeitig werden 2,5 Milliarden Franken an Kapital frei, die nun wohl teilweise ans französische Mutterhaus abfliessen werden. Selbst wenn die Axa hier taktisch tiefstapelt; die daraus resultierende Kapitalrendite von 1,2 Prozent ist bescheiden.

Mit ihrem Entscheid steht die Axa nicht ganz alleine da. Mit der Zurich hat sich bereits vor zehn Jahren ein grosser Versicherer aus dem Pensionskassengeschäft in seiner traditionellen Form verabschiedet. Und Konkurrenten wie Swiss Life, Helvetia oder Baloise schleusen ihre Kunden zunehmend in Geschäftsmodelle, bei denen sie weniger Garantien abgeben müssen.

Dass es die Axa ist, welche jetzt den kompletten Ausstieg wagt, ist aber vielleicht kein Zufall. Anders als bei schweizerischen Konkurrenten, sitzt bei der Axa der wichtigste Mann weit entfernt in Paris. Das Verständnis für Schweizer Besonderheiten wie dem Pensionskassengeschäft ist dort entsprechend geringer. Und so ist es vielleicht auch mehr als ein Zufall, dass der Renten-Entscheid gerade jetzt bekannt wurde, kurz nachdem die Axa in der Schweiz das « Winterthur» aus ihrem Auftritt gestrichen hat. Das Signal: Kein Platz für Nostalgie.

Der Rückzug der Axa aus diesem Geschäft stürzt die Schweiz nicht in den Untergang. Und doch sollte er einem zu denken geben. Denn er steht für die Dringlichkeit, das Rentensystem zu reformieren.

  TA / Cash / Handelszeitung