pw. Zwar ist ein Rentenalter 67/67 zwingend notwendig, wenn die Altersvorsorge auf heutigem Niveau finanzierbar bleiben soll, aber die Einsicht verhilft der Forderung nicht zur Durchsetzung. Und so werden auf dem linken Ufer stets neue Ideen aus dem Zylinder gezaubert, wie man mit allerhand Tricks das Notwendige doch noch verhindern könnte. Urheber des neuen kreativen Meisterstücks sind die einschlägig bekannten Silja Häusermann und Thomas Widmer von der Uni Zürich. Im St.Galler Tagblatt kann man dazu lesen:

In dieser festgefahrenen Situation lancieren die Politikwissenschafter Silja Häusermann und Thomas Widmer von der Uni Zürich einen alternativen Vorschlag. In einem Beitrag für die schweizerische «Zeitschrift für Politikwissenschaft» bringen sie die Idee eines bildungs- respektive einkommensabhängigen Rentenalters ins Spiel. Die Idee: Personen, die über einen hohen Bildungsstand respektive über ein hohes Einkommen verfügen, müssten länger arbeiten als solche mit tiefem Bildungsstand oder Einkommen.

Personen mit einer höheren Berufsausbildung, einem Fachhochschul- oder Universitätsabschluss seien eher in der Lage und auch interessiert, «über das bisher übliche Rentenalter hinaus weiter erwerbstätig zu sein», schreiben die Politologen. Wer eine weiterführende Ausbildung absolviere, der sei vielfach in Berufen tätig, die für den Körper vergleichsweise weniger belastend seien. Wegen des späteren Berufseintritts seien die Gutausgebildeten zudem im herkömmlichen System weniger lange erwerbstätig.

Für die SP-Sozialpolitikerin Silvia Schenker ist der Vorschlag der Politologen «durchaus interessant» – falls er meine, dass sich Angestellte in weiteren physisch belastenden Berufen wie etwa der Pflege früher als heute pensionieren lassen könnten. Ein nach dem Bildungsstand oder dem Einkommen abgestuftes Rentenalter ist für die Baslerin also zwar denkbar. Aber nicht, wenn damit eine Erhöhung desRentenalters von heute 65 (Männer) beziehungsweise 64 (Frauen) verbunden ist. Die Politikwissenschafter gehen hingegen von einer Rentenalterserhöhung aus. CVP-Ständerat Konrad Graber (LU) spricht von einem guten Ansatz, der Ähnlichkeiten aufweise mit einem Vorschlag des Bundesrates beim letzten Anlauf für eine Rentenreform.

Eine deutliche Abfuhr kommt von FDP-Ständerätin Karin KellerSutter (SG): Die Idee sei interessant, aber nicht praktikabel. «Einmal abgesehen von Abgrenzungsproblemen, die sich ergeben dürften, untergräbt sie die Solidarität in der AHV.» Die Politologen haben selber einige Schwächen ihres Vorschlags identifiziert: Dazu zählten die negativen Bildungs- und Einkommensanreize.