Aymo Brunetti beschäftigt sich in einem Kommentar der NZZ mit dem ewigen Thema Rentenalter.

Wann endlich werden wir eine Reform der Altersvorsorge vorgelegt erhalten, die es wagt, den Elefanten im Raum wirklich zu benennen? Das Grundproblem unserer Altersvorsorge liegt darin, dass das offizielle Rentenalter fixiert bleibt, während wir immer älter werden. Es braucht keine Rechenkünste, um zu verstehen, dass ein System, in dem die Anzahl Einzahlender im Verhältnis zur Anzahl Bezugsberechtigter laufend sinkt, bei gleichbleibenden Leistungen in finanzielle Schieflage geraten muss. Und wir wissen, dass die Demografie diese Tendenz in Zukunft noch deutlich verstärken wird, so dass wir mit Pflästerlireformen das Problem nicht nachhaltig lösen können. (…)

Anstatt jetzt Hals über Kopf mit einem ähnlichen (und ähnlich wenig zielführenden) Vorschlag wie der Altersvorsorge 2020 in die nächste Runde der Reformdebatte zu gehen, wäre meines Erachtens deshalb eine grundlegende Neuausrichtung bedenkenswert. Warum spricht der Bundesrat nicht einmal klipp und klar die offensichtliche Wahrheit aus, dass das Rentenalter 65 nicht ewig, ja nicht einmal mittelfristig haltbar sein wird. Und dass deshalb – wenn wir nicht jedes Jahrzehnt eine neue Reformschlacht bestreiten wollen – nur ein Modell mit schrittweiser, möglichst automatischer Anpassung des Rentenalters an die steigende Lebenserwartung das Problem wirklich grundlegend angehen kann. (…)

Es ist wahrscheinlich, dass eine derart grundlegende Reform der Altersvorsorge etwas länger dauert, aber sie hätte den grossen Vorteil echter Nachhaltigkeit. Und ein erster Schritt dazu ist, wenn man endlich damit aufhört, Rentenalter-Erhöhungen primär im Zusammenhang mit der Angleichung des Frauenrentenalters zu diskutieren. Es wäre meines Erachtens für die Solidität unserer Altersvorsorge viel mehr gewonnen, wenn wir irgendwann im kommenden Jahrzehnt bei Rentenalter 67 für Männer und 66 für Frauen stehen, als wenn wir dann Rentenalter 65 für alle hätten.

  NZZ