Die NZZ schreibt zum Thema “Haltung des Gewerkschaftsbunds zum Referenzalter 65/65”:

Heute sind die gewerkschaftlichen Reihen wieder geschlossen. So fand sich am 13. Frauenkongress der SGB, welcher am 19.1.18 in Bern stattfand, keine einzige Stimme, die sich im Hinblick auf eine neue Reform auf die Erhöhung des Rentenalters einlassen würde. Die Reform war zwar nur beiläufig ein Thema. Im Fokus stand die Monetarisierung von Care-Arbeit, welche noch immer grösstenteils von Frauen verrichtet wird. Doch auf Nachfrage äusserten sich die Gewerkschafterinnen nicht minder dezidiert: «Keine Rentenaltererhöhung ohne Lohngleichheit!» So lautete der Tenor. Und der Lohngleichheit ist man mit dem Entscheid der Ständeratskommission, die ebenfalls am Freitag getagt hat, immerhin ein kleines Stückchen näher gekommen (siehe Zusatz).

Vania Alleva, Präsidentin der Unia, sagte am Rande der Veranstaltung: «Die letzte Revision ist an der Erhöhung des Frauenrentenalters gescheitert.» Bevor die Lohngleichheit für Frauen nicht durchgesetzt sei, werde jede Reform, die von Frauen dieses Opfer verlange, scheitern. Auch Natascha Wey, Co-Präsidentin der SP-Frauen und VPOD-Gewerkschafterin im Service public, meint zerknirscht, nun beginne die Rentenalterdebatte von neuem. Die Bürgerlichen täten derzeit so, als hätten die Frauen nicht abgestimmt. Für Wey ist aber klar: «Die Rentenaltererhöhung ist vom Tisch.» Zudem stehe noch in den Sternen, wie eine von Sozialminister Alain Berset versprochene Kompensation aussehen könnte.

Ähnlich klingen die Forderungen von Bettina Dauwalder, Gewerkschafterin beim VPOD Bern: «Eine Rentenaltererhöhung kommt nur infrage, wenn flankierende Massnahmen ergriffen werden.» Auch die niedrigeren Renten der Frauen müssten abgefedert werden. Dauwalder plädiert für eine Flexibilisierung des Rentenalters auf 62 Jahre. Karin Thomas, Präsidentin des VPOD Bern, findet zudem, mit einem niedrigeren Rentenalter sei man bezüglich Care-Arbeit flexibler. Ausserdem weist sie auf die Gefahr von Arbeitslosigkeit im Alter hin: Je älter man werde, desto schwieriger sei es, einen neuen Job zu finden.

  NZZ / Mitteilung SGB