Die Basler Zeitung befasst mit der konsequent sozialdemokratischen Ausrichtung der BSV-Führungskräfte und den damit verbundenen Hintergründen der AV2020. Dominik Feusi schreibt:

Nicht nur BSV-Direktor Jürg Brechbühl steht der SP nahe. Die Chefetage des für die Altersreform zuständigen Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) ist Mitglied der SP oder sympathisiert mit ihr. Die entscheidenden Beförderungen sind auf SP-Bundesrat Alain Berset zurückzuführen.

Brechbühls Stellvertreter Ludwig Gärtner ist ebenfalls SP-Mitglied, wie das BSV auf Anfrage bestätigt. Stellvertretender Direktor das Bundesamtes wurde er 2013, genehmigt durch Bundesrat Berset. Gärtner arbeitet schon seit 1990 im Bundesamt, ursprünglich vor allem im Bereich der Forschung. Als solcher liess er 2004 die Resultate einer Studie über «Familien, Geld und Politik» mitten im Abstimmungskampf über das Steuerpaket veröffentlichen.  (…)

Die vierte Sozialdemokratin an der Spitze des BSV ist Colette Nova. Die Genfer Juristin arbeitete bis 1995 im Wirtschaftsdepartement, danach 15 Jahre beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Dort fiel sie 2010 in Ungnade, weil sie Verständnis hatte für die Senkung des Umwandlungssatzes. Bundesrat Burkhalter (FDP) holte sie darauf ins BSV. Er hoffte, Nova würde ihm mit ihrem Netzwerk in die SP politisch die «linke Flanke» abdecken. 2013 machte sie Alain Berset schliesslich zur Vizedirektorin.

Dort ist sie formell für die Altersvorsorge zuständig. Doch die Entscheide werden weitgehend durch ihren Chef Jürg Brechbühl gefällt. Aus ihrer Zeit als Gewerkschaftsvertreterin bei der Suva kennt sie Michael Brändle, ebenfalls SP-Mitglied, der nun als persönlicher Mitarbeiter von Alain Berset ihr Ansprechpartner im Vorzimmer ihres Departementschefs ist. Von den übrigen Mitgliedern der Geschäftsleitung und Direktion des BSV sollen alle ausser Stefan Ritler, Vizedirektor und Leiter der Invalidenversicherung, mit der SP sympathisieren, ohne jedoch Mitglied zu sein.

Für die SP lohnen sich die Parteimitglieder auf Chefposten ebenfalls. Sie liefern nämlich nach ihrem Einkommen Geld an die Partei ab. Da weder das BSV die Löhne noch die SP die Abgaben transparent machen, bleibt es bei einer Schätzung. Die vier Direktionsmitglieder verdienen zwischen 250 000 und 310 000 Franken pro Jahr. Gemäss einer Liste der SP Zürich müssten sie zwischen 16 000 und 21 000 Franken pro Jahr abliefern, zusätzlich zum eigentlichen Mitgliederbeitrag. Die BSV-Spitze macht also nicht nur sozialdemokratische Politik, sondern liefert der Parteikasse auch noch total rund 70 000 Franken ab.

  BaZ