Salomé Vogt, Leiterin von Avenir Jeunesse, hat in einem Interview mit 20 Minuten ihre Einschätzung der AV2020 gegeben. Auszüge:

Wie werden Sie im September abstimmen und warum?
Die Alterung der Bevölkerung, die Lage an den Finanzmärkten, die Pensionierung der Babyboomer-Generation machen es nötig, dass wir das System umkrempeln. Eine Reform sollte dafür sorgen, dass alle ein sicheres Einkommen haben, wenn sie in Rente gehen – meine Generation inklusive. Bei aller Solidarität gegenüber den Älteren: Wir können es uns in dieser Situation schlicht nicht leisten, die AHV noch wie geplant auszubauen. Auch wenn Avenir Jeunesse keine Abstimmungsempfehlung herausgibt: Bei einem Nein ist der Druck da, eine weitsichtigere Reform zu machen, die auch die Anliegen der Jungen besser berücksichtigt.

Ist es eine unfaire Reform?
Die Reform sichert die Renten für das kommende Jahrzehnt. Und dann? Ich als junge Frau weiss nicht, was mit meiner Rente passieren wird. Die Reform bedeutet weiterhin Ungewissheit für die junge Generation, da es sich nur um eine Übergangslösung handelt. Es wäre schön, zu wissen, dass ich irgendwann auch etwas zurückbekomme. Die Reform löst die strukturellen Probleme der Altersvorsorge nicht. Es braucht bessere Lösungen, die der Alterung der Bevölkerung und dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen.

Für Bundesrat Alain Berset ist die Reform der Altersvorsorge dringend notwendig. In der beruflichen Vorsorge finde wegen der tiefen Renditen eine «unglaubliche, schlechte, illegale Umverteilung» zwischen der aktiven Generation und den Rentnern statt. Das belaste insbesondere die jüngere Generation. Wie sehen Sie das?
Die Idee bei der 2. Säule ist das Kapitaldeckungsverfahren: Während der Erwerbszeit wird Geld für die eigene Pension angespart und angelegt. Die Rentner sollten ihr eigenes Altersguthaben nicht überziehen. Das gelingt wegen der Situation an den Kapitalmärkten und der steigenden Lebenserwartungen nicht mehr. Die letzten fünf Lebensjahre müssen die Pensionskassen auf Kosten der Aktiven bezahlen. Dies widerspricht dem Sinn und Geist der beruflichen Vorsorge. Angesichts dieses Systemfehlers sollte der Umwandlungssatz entpolitisiert, sprich automatisch an die steigende Lebenserwartung angepasst werden – dem würde Herr Bundesrat Berset aber kaum zustimmen.

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